Bild nicht mehr verfügbar.

Das Spiel von Miguel Angél Jiménez hat Jon Rahm geprägt. Dem legendären Severiano Ballesteros folgt der Baske aber nach.

Foto: Aaron Doster-USA TODAY Sports via Reuters

Zweiter zu sein, ist nicht erstrebenswert, schon gar nicht im Spitzensport. Ausnahmen bestätigen die Regel. Jon Rahm Rodríguez ist eine Ausnahme. Seit Sonntag ist der Baske der zweite Spanier nach Severiano Ballesteros, der die Weltrangliste der Profigolfer anführt, Zweiter nach "Seve" zu sein, dem 2011 einem Gehirntumor erlegenen, legendären Asturier, ist "Rahmbo", wie Rahm wenig überraschend geheißen wird, eine Ehre.

"Dies war mein Ziel, seit ich 13 Jahre alt war. Seve ist ein sehr besonderer Spieler für uns alle", sagte Rahm nach seinem Sieg beim Memorial Tournament der US-PGA-Tour in Dublin, Ohio, mit dem er den Nordiren Rory McIlroy als Primus abgelöst hatte. 60 Wochen hatte Ballesteros, der Gewinner von fünf Majors, der Rekordsieger der European Tour, der Kapitän des europäischen Ryder-Cup-Teams, zwischen 1986 und 1989 die Weltrangliste angeführt. So weit wagt Rahm noch nicht zu denken.

Doña Miren

Übermut kam den 25-jährigen Basken in der Stunde des Triumphes auch deshalb nicht an, weil ihm die vergangenen Wochen eine neue Perspektive auf sein Leben aufgezwungen haben. Es ist nicht einmal einen Monat her, da starb seine geliebte Großmutter – nicht an Corona, aber an den Folgen der mit der Pandemie einhergehenden Beschränkungen im spanischen Gesundheitssystem. Über die genauen Umstände ihres Ablebens will Rahm nicht sprechen, wohl aber über seinen Verlust. "Sie hat mich mit meinen Eltern großgezogen."

Erst im vergangenen Dezember hatte er im Beisein von Doña Miren in Bilbao Hochzeit gefeiert. Seine Frau Kelley hat Rahm an der Arizona State University kennengelernt, wo der neue Branchenführer erfolgreich College-Golf gespielt und folglich 60 Wochen lang die Amateur-Weltrangliste angeführt hat. Nach dem Lockdown ging das Ehepaar Rahm in Arizona in Quarantäne. Weitab von der Familie: "Das war schwierig für uns alle."

Vorbild Miguel Angél Jiménez

Schon aus seiner Jugend erklärt sich, dass nicht Ballesteros Rahms großes Vorbild war. Der Teenager aus dem Fischerdorf Barrika, Provinz Bizkaia, studierte Miguel Angél Jiménez genau, den Golfgranden aus Malaga, der einen Wohnsitz in Wien hat und zuletzt auch das Comeback der European Tour bei den Austrian Open in Atzenbrugg schmückte.

Dass aus dem Talent Rahm eine Nummer eins werden konnte, hat aber insofern mit Ballesteros zu tun, als Rahms Eltern enthusiasmiert vom europäischen Ryder-Cup-Sieg 1997 unter Non-Playing-Captain Ballesteros in Valderrama, Andalusien, selbst mit dem Sport angefangen hatten. Vater Edorta riet dann zur Übersiedlung in die USA, wo Jon reifte.

2016 wechselte der 1,88 Meter hohe und an die 100 Kilogramm schwere Temperamentsbolzen ins Profilager. 2017 gewann Rahm die Tour Championship in Dubai, das Finalturnier der European Tour, 2019 gelang ihm das erneut. Dazwischen lag der triumphale Erfolg im Ryder Cup über die Asse aus den USA in Frankreich. Nach dem Sieg im Memorial, drei Schläge vor dem US-Amerikaner Ryan Palmer, hält Rahm, der rund 1,675 Millionen Dollar kassierte, bei elf Siegen als Profi.

Woods weit zurück

Der frühere Weltranglistenerste Tiger Woods war im Muirfield Village Golf Club zu Dublin relativ weit von seinem 109. Erfolg weg. Der Kalifornier beendete sein erstes Turnier nach der Corona-Pause auf dem geteilten 40. Platz, 15 Schläge hinter Rahm. Woods hatte das Turnier der Legende Jack Nicklaus, der am Sonntag von seiner Infektion mit dem Coronavirus im März berichtete, bereits fünf Mal gewonnen.

Der in den Vereinigten Staaten lebende Steirer Sepp Straka verbesserte sich im Finale noch um zehn Plätze auf den 61. Endrang. Ihm fehlen 20 Schläge auf den Sieger. Bernd Wiesberger und Matthias Schwab hatten den Cut verpasst. Bester Österreicher in der Weltrangliste bleibt Wiesberger als 29. (Sigi Lützow, 21.7.2020)