"Handelsblatt": Eine Zerreißprobe

"Ein traditionell europafreundliches EU-Gründungsmitglied zettelte einen Streit an, der die Staatengemeinschaft mitten in der schwersten Rezession der Nachkriegsgeschichte vor eine Zerreißprobe stellt. Was der niederländische Premier Mark Rutte seinen Amtskollegen servierte, kannte man bisher nur von den Briten und von Osteuropäern."

Mark Rutte (Mitte) beim Gipfel in Brüssel.
Foto: EPA / John Thys

"Süddeutsche": Engstirniger Verteilungskampf

"Das Wiederauferstehungsprojekt Rettungsfonds gerät so zum Dies Irae – zum Tag des Zorns über unterschiedliche und nicht mehr zu vereinende Regierungs- und Lebensmodelle in Europa. Das ist eine Tragödie (...). Angela Merkel und Emmanuel Macron sind in Vorleistung gegangen in der Hoffnung, dass sie eine positive Dynamik für die Union auslösen könnten. Bekommen haben sie einen engstirnigen Verteilungskampf und die Mitteilung, dass sich Gemeinschaft mit Geld nicht kaufen lässt."

"de Volkskrant": Verpasste Chance

"Natürlich ist es wichtig, dass die südlichen Länder Reformen durchführen, um ihre Volkswirtschaften robust und zukunftssicher zu machen. Aber zu strenge Reformanforderungen können eine Wirtschaft auch ersticken. (...)

Die Botschaft vom Nutzen und der Notwendigkeit der Europäischen Union wird dem niederländischen Wähler nur unzureichend vermittelt. Hier verpasst Rutte eine Chance. Wähler können nicht nur mit einem nationalistischen 'Nein' geködert werden, sondern auch, wenn ihnen eine klare und realistische Zukunftsvision präsentiert wird."

"Corriere della Sera": Zuhören

"Drei der fünf sparsamen Länder (...) werden von Sozialdemokraten geführt: Schweden mit Stefan Löfven, Dänemark und Finnland mit zwei jungen Frauen (Mette Fredriksen und Sanna Marin), die bisher als der Stolz der europäischen Linken galten. (...) Es kann sein, dass alle drei (...) vom Virus der sozialen Gefühllosigkeit und des Mangels an Nächstenliebe infiziert worden sind. Aber es könnte auch sein, dass sie Überlegungen zum wirtschaftlichen Verhalten unseres Landes anstellen, die es verdienen, gehört zu werden." (APA/red, 20.7.2020)