Die meisten Tierversuche werden hierzulande an Mäusen durchgeführt, 2019 wurden 205.858 Nager für die Forschung verwendet.

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Im vergangenen Jahr wurden in Österreich 246.315 Tiere für Tierversuche verwendet. Das sind um 3,6 Prozent mehr als im Jahr 2018, zeigt die Tierversuchsstatistik des dafür zuständigen Wissenschaftsministeriums. Die Regierung hat nun eine Initiative zum Ausbau von Ersatzmethoden von Tierversuchen beschlossen. So soll die Förderung der Ersatzmethodenforschung auf 600.000 Euro verdoppelt werden.

Das Tierversuchsgesetz (TVG) sieht vor, dass Tierversuche in vier Schweregrade eingeteilt werden: Unter die Kategorie "gering" fallen "kurzfristig geringe Schmerzen, Leiden oder Ängste" oder Versuche ohne wesentliche Beeinträchtigung des Wohlergehens oder des Allgemeinzustands der Tiere, beispielsweise Ohr- oder Schwanzspitzenbiopsien. Sie machten 2019 knapp zwei Drittel der verwendeten Tiere aus (148.259). Als Schweregrad eins ("keine Wiederherstellung der Lebensfunktion") stuft das Gesetz sogenannte Terminalversuche ein, die gänzlich unter Vollnarkose durchgeführt werden, aus der das Tier nicht mehr erwacht. In diese Kategorie fielen im vergangenen Jahr 6.147 Tiere.

Versuche, die "kurzzeitig mittelstarke Schmerzen, Leiden oder Ängste oder lang anhaltende geringe Schmerzen" verursachen, etwa bei chirurgischen Eingriffen unter Narkose mit mittelschweren postoperativen Schmerzen, mussten im Vorjahr 71.471 Tiere erdulden. Als "schwer" werden Versuche eingestuft, bei denen "starke Schmerzen, schwere Leiden oder Ängste oder lang anhaltende mittelstarke Schmerzen, Leiden oder Ängste", wie sie etwa bei Verpflanzungen artfremder Gewebe (Xenotransplantationen) oder bei der vollständigen Isolierung geselliger Tiere über einen längeren Zeitraum auftreten. 2019 fielen 20.438 Tiere in diese Kategorie.

Mäuse, Fische, Ratten

Nach Verwendungszweck werden die meisten Tiere für angewandte Forschung im Bereich Infektionskrankheiten des Menschen (56.601) eingesetzt, gefolgt von Grundlagenforschungen in den Bereichen Onkologie (28.709) und Immunologie (23.683). Die am häufigsten bei Versuchen eingesetzten Tiere sind Mäuse (205.858), mit großem Abstand gefolgt von Zebrafischen (8.981) und anderen Fischen (15.809) sowie Ratten (4.748).

Im Zuge der kürzlich vom National- und Bundesrat beschlossenen Novelle zum Tierversuchsgesetz – die Anpassungen wurden aufgrund einer Änderung der EU-Richtlinie notwendig und betreffen vor allem die Berichtspflichten – hat die Regierung auch eine Initiative zum Ausbau von Ersatzmethoden von Tierversuchen im Ministerrat beschlossen. Sowohl in der EU-Richtlinie als auch im TVG ist die strikte Anwendung des sogenannten "3R-Prinzips" vorgeschrieben. Demnach sollen Alternativen zu Tierversuchen gefunden ("Replace"), Tierversuche vermindert ("Reduce") und die Bedingungen für die Zucht, Unterbringung, Pflege und Verwendung von Tieren in Tierversuchen verbessert ("Refine") werden.

Forschung an Ersatzmethoden

Um dieses Prinzip weiter zu stärken wird die derzeit bestehende Förderung zur Erforschung von Ersatzmethoden ab 2021 auf 600.000 Euro jährlich verdoppelt. Künftig werden diese Mittel nicht mehr vom Wissenschaftsministerium, sondern vom Wissenschaftsfonds FWF vergeben. Auf 100.000 Euro wird zudem die Förderung des "3R-Zentrums" erhöht – eine gemeinsame Initiative der heimischen Medizin-Unis. Ziel dieses Vereins ist u.a. die Information der Forscher über mögliche Ersatz- und "Refine"-Methoden, die Weiterbildung sowie der Austausch auf europäischer Ebene.

Weiters wird ein mit 10.000 Euro dotierter Staatspreis ausgelobt, der jährlich für hervorragende wissenschaftliche Arbeiten vergeben werden soll, deren Ergebnisse bzw. Zielsetzung im Sinne des 3R-Prinzips sind. Einen solchen Staatspreis gab es bereits, seit dem Jahr 2000 wurde er jedoch nicht mehr vergeben. (APA, red, 21.7.2020)