Achtung, Fleckengefahr!

Foto: Thomas Rottenberg

Irgendwann Ende der 1970er-, Anfang der 1980er-Jahre wurde sie populär. Die so genannte Fête Blanche feierte ihren Siegeszug. Parallel zum Aufkommen des im Kino durch Al Pacinos Scarface bekannt gemachten kolumbianischen Nasengutis feierten während der Sommernächte der Jetset in Marbella oder St. Tropez und bald auch der Kärntner Autohändler und der Wiener Baumeister am Wörthersee ganz in Weiß bis zum Sonnenaufgang. Ja, sogar die Weltjugend in der Großraumdisco in Oberösterreich war davon begeistert.

Die Discokugel und vor allem der fluoreszierende Schwarzlichteffekt auf der Tanzfläche brachten nicht nur die weiße Kleidung zum Leuchten. Leider waren davon auch die Zähne oder bei dunklerer Kleidung lästige Schuppen auf der Schulter betroffen. Egal, eine Fête Blanche gilt bis heute als tolle Sache.

Wie ein Innviertler Fleckvieh

Ich schreibe das, weil ich gerade ein wenig herumforsche. Ich bin aktuell auf eine Fête Blanche eingeladen und habe nichts anzuziehen. Warum? Darum: Irgendwann in den frühen 1990er-Jahren hatte ich einmal die, historisch gesehen, gar nicht so gute Idee, in einer weißen Jeansjacke zum berüchtigten Holzstock-Festival in Ebensee zu fahren und dort damit aufzutreten.

Wer es kennt: Der Zirbenschnaps war gut, danach sah die Jacke aus wie das Fell eines Innviertler Fleckviehs. Dem hatte man seine berühmten großflächigen Flecken mit Rotwein sowie anderen Unterhaltungsgetränken imprägniert und danach zum Trocknen im Dreck gewälzt.

Der Bartwuchs einer Squaw

Einige Jahre später gastierte ich am Faschingssamstag mit einer etwas gegen den Strich gebürsteten Schlagerband am selben Ort. Unsere Combo trug, wie es sich für das Genre gehört, weiße Anzüge. Sie wurde aber während einer Tanzpause von einer Horde Cowboys, Ölscheichs und Indianer angegriffen und wegen der künstlerischen Leistung nicht nur mit Lob überschüttet.

Ein Kollege wollte dann noch unbedingt eine Indianer-Squaw heiraten, die es sich auf seinem Schoß bequem gemacht hatte. Allerdings kam die Ehe letztlich doch nicht zustande. Er konnte davon überzeugt werden, dass der Bartwuchs für eine Squaw viel zu stark ausgeprägt war. Den weißen Anzug jedenfalls habe ich danach weggeworfen. Von der anstehenden Fête Blanche ein anderes Mal. (Christian Schachinger, 22.7.2020)