Der Lkw-Konzern Traton will nach Angaben des Betriebsrats 6.000 Stellen bei der Tochter MAN streichen. Wie viele Jobs bei MAN in Steyr wegfallen, blieb vorerst offen.

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Wien/Steyr/München – Der Lkw-Konzern Traton will nach Angaben des Betriebsrats 6.000 Stellen bei der Tochter MAN streichen. "Die Zahl stimmt. Laut Unternehmen sollen all diese Arbeitsplätze in Deutschland und Österreich wegfallen", bestätigte Betriebsratschef Saki Stimoniaris der "Börsen-Zeitung". "Für Steyr wird es nicht so schlimm werden", sagte der dortige Betriebsratschef in Steyr, Erich Schwarz, auf APA-Anfrage.

Wie viele Jobs bei MAN in Steyr wegfallen, blieb vorerst offen. "Dass wir im administrativen Bereich abbauen müssen, ist wohl klar", sagte Schwarz. Derzeit arbeiten rund 2.300 Menschen bei MAN Steyr, rund 750 davon in diesem Bereich. "Bei den Arbeitern habe ich keine Sorge, es gibt derzeit eine gute Auftragslage." Eine Corona-bedingte Werksschließung, die nichts mit Einsparungen zu tun gehabt habe, sei überwunden.

Sprecher: "Zu früh für Details"

Laut Unternehmenssprecher will sich der Nutzfahrzeugkonzern neu aufstellen. Und dabei schaut sich das deutsche Unternehmen alle Standorte – also auch jenen in Steyr – und alle Unternehmensteile an. Die Zahl von 6.000 wollte er nicht bestätigen. Wie viele Stellen in Steyr wegfallen, könne er nicht sagen. "Es ist zu früh für Details."

Die Ertragssituation des Unternehmens sei schon vor der Coronakrise "nicht zufriedenstellend" gewesen, sagte der MAN-Sprecher. Der Konzern müsse sich wegen Entwicklungen wie der Digitalisierung und der Elektromobilität "transformieren".

Man habe schon im März kommuniziert, dass sich das Unternehmen neu aufstellen werde. Inzwischen kam es zu Managementwechseln bei MAN und bei der Dachgesellschaft Traton, wo auch Scania dazu gehört. Was sich dadurch bei den bisherigen Sparplänen ändern könnte oder ob diese verschärft werden, ließ der Sprecher auf Nachfrage offen. Der Unternehmenssprecher sagte, dass die entsprechenden Verhandlungen noch nicht begonnen haben.

Noch keine Verhandlungen

Das bestätigt auch Betriebsratschef Schwarz. Er verwies vor allem auch auf Standort- und Beschäftigungssicherungsverträge, die bis Ende 2030 gelten. "Ich nehme an, dass Verträge vom Vorstand und vom Aufsichtsrat eingehalten werden." Das Management hat bei MAN zuletzt gewechselt. "Die neuen Leute müssen sich ein Bild machen, wie es bei MAN ausschaut", so Schwarz.

Es gehe in Steyr auch darum, den Technologiewandel mitzuvollziehen. "Dass wir dort und da vielleicht ein bisserl zu viel Speck um den Gürtel haben, wissen wohl auch alle. Daher sind Anpassungen zu machen, die in Steyr aber nicht so groß ausfallen werden."

Schwarz weilte als Arbeitnehmervertreter am Mittwoch bei einer Aufsichtsratssitzung des Konzerns in Deutschland. Danach werde aber nicht feststehen, inwieweit der oberösterreichische Standort von den Sparmaßnahmen beim deutschen Lkw-Bauer betroffen sein wird, so Schwarz. Eine Unternehmenssprecherin war am Mittwochvormittag kurzfristig vorerst nicht erreichbar.

Warten auf Vorschläge

Aus Konzernkreisen war bereits bekannt geworden, dass MAN bis zu 6.000 seiner zuletzt mehr als 36.000 Stammarbeitsplätze streichen will. Darüber kam es zum Streit zwischen Arbeitnehmern und dem alten Management unter Traton-Chef Andreas Renschler, der das Unternehmen inzwischen verlassen hat.

Die Verhandlungen mit dem neuen Management haben laut Stimoniaris noch nicht begonnen. "Wir warten erst einmal auf konkrete Vorschläge der Arbeitgeberseite", bekräftigte er.

MAN-Traton-VW

MAN gehört zur Traton SE, die wiederum mehrheitlich dem Volkswagenkonzern gehört. In Österreich gibt es die MAN Truck & Bus Österreich GesmbH mit Sitz in Steyr und ihren rund 2.300 Dienstnehmern sowie die MAN Truck & Bus Vertrieb Österreich GesmbH mit Sitz in Wien und laut Wirtschafts-Compass 677 Mitarbeitern.

Gerüchte, wonach der Standort geschlossen werden könnte, wurden zuletzt im März von mehreren Seiten entkräftet. Danach kam es zum Managementwechsel. (APA, Reuters, 22.7.2020)