Unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen findet der Prozess gegen den mutmaßlichen Attentäter in Magdeburg statt.

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Magdeburg/Halle an der Saale – In der ostdeutschen Stadt Magdeburg ist am Mittwoch der Prozess gegen den mutmaßlichen Halle-Attentäter fortgesetzt worden. Vor dem Oberlandesgericht Naumburg wurde am zweiten Verhandlungstag das Video mit den Aufnahmen gezeigt, die der Angeklagte von dem Anschlag auf die Synagoge in Halle an der Saale und seinen anderen Taten live ins Internet gestellt hatte. Ihm wird unter anderem zweifacher Mord, mehrfacher Mordversuch und Volksverhetzung vorgeworfen. Am ersten Prozesstag räumte der Angeklagte am Dienstag die Vorwürfe weitgehend ein.

Der Angeklagte kommentiert seine Taten im Video teilweise auf Englisch. Nach seinem gescheiterten Versuch, in die Synagoge einzudringen, ruft er "Scheiße man" und bezeichnet sich mehrfach als Versager. "Einmal Verlierer, immer verloren", kommentiert er seine Taten.

"Ich bin müde, erschöpft (...) und unglaublich wütend" – Christina Feist ist Nebenklägerin im Prozess gegen den mutmaßlichen Attentäter von Halle. Im Interview spricht sie darüber, wie sie den ersten Prozesstag erlebt hat.
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Im Gerichtssaal grinste der 28-jährige Angeklagte anfangs beim Zeigen des Videos. Dies wurde vom Gericht zu Protokoll genommen. Einige Zuschauer im Saal hielten sich die Ohren zu und senkten den Blick zu Boden, um die Bilder nicht sehen zu müssen. Nach dem Abspielen des Videos wurde die Verhandlung von einer Pause unterbrochen.

Angeklagten-Familie will nicht aussagen

Laut Anklage der deutschen Bundesanwaltschaft handelte er aus antisemitischen, rassistischen und fremdenfeindlichen Motiven. Der Prozess findet aus Sicherheits- und Platzgründen im Landgericht Magdeburg statt. Bisher sind Termine bis Mitte Oktober anberaumt.

Die Vorsitzende Richterin Ursula Mertens sagte am Mittwoch, die Familie des Angeklagten, die Mutter, der Vater und die Schwester, wollen von ihrem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch machen und in der Verhandlung nicht als Zeugen aussagen. (APA, 22.7.2020)