A1 verliert weiterhin Mobilfunkkunden. Das geht aus den aktuellen Geschäftszahlen des Unternehmens hervor – immerhin nutzen noch immer knapp über fünf Millionen Kunden das A1-Netz. Damit bleibt das Unternehmen klarer Marktführer. Die Kundenabwanderung ist bemerkenswert, da sich A1 in den vergangenen Jahren dagegenstemmt. So wurde die Billigmarke Yesss mit Kampftarifen gegen andere Diskonter ins Rennen geschickt, die ebenso mit Kampftarifen den Markt aufmischen. Im Kooperation mit dem Vergleichsportal Tarife.at ("Spezialtarife") unterbietet Yesss sogar seine eigenen Tarife. Der Erfolg ist bisher überschaubar.

Prepaid-Kunden verabschieden sich

A1 punktet weiterhin bei Vertrags- und Firmenkunden. Im Wertkartenbereich verliert das Unternehmen Kunden, von Mitte 2019 bis Mitte dieses Jahres waren es über 300.000. Dafür konnten im lukrativeren Vertragsbereich mehr als 60.000 Kunden gewonnen werden. In einer Stellungnahme betont A1, dass die Anzahl der Kunden (SIM-Karten) nicht aussagekräftig ist, sondern der durchschnittlicher Erlös pro Kunde. Dieser konnte von 14,5 Euro auf 15,4 Euro erhöht werden.

Dies gelang auch mit der Erhöhung der Preise für Bestandskunden, die darüber nicht glücklich sind.

Gute Zeiten für Diskonter

Für die Billiganbieter laufen die Geschäfte hingegen rund. Der 2015 gestartete Anbieter Hot könnte bald mehr als eine Millionen Kunden haben, Spusu hat nach eigenen Angaben über 300.000 Kunden. Den Diskontern hilft, dass sie garantieren, dass es bei ihnen keine Preiserhöhungen gibt.

Wer sich in Österreich darum kümmert, kann günstig telefonieren und im Netz surfen.
Foto: sum

Ob es weiterhin Sinn macht, mit Diskontmarken gegen die Billigkonkurrenz anzutreten, wird sich zeigen. Der Netzbetreiber Magenta hat sich dagegen entschieden und seinen Diskonter Telering im März eingedampft. Auch deshalb, da Magenta mit dem Billiganbieter Hot einen sehr starken Konkurrenten im eigenen Netz hat. Zwar versucht man Kunden mit Angeboten zu locken, aber im Gegensatz zur Werbelinie von Telering, steht "der Preis" bei Magenta nicht mehr im Vordergrund.

Konkurrenten im eigenen Netz

"3" hat im vergangenen Jahr mit Lidl-Connect einen Klon von Hot an den Start gebracht, der mit Niedrigtarifen Kunden zu gewinnen versucht. Während Hot primär vom Lebensmittel-Diskonter Hofer vertrieben wird, ist es bei Lidl-Connect der Lebensmittelhändler Lidl. Über das Angebot werden Kundenschichten erreicht, zu denen man bisher nicht vorstoßen konnte, lautet die Erklärung der Strategie seitens "3".

Die kommenden Jahre könnten für Diskonter aufregende Zeiten bringen. Sie haben nämlich eine Achillesferse: Sie sind von den großen Handynetzbetreibern abhängig, da sie deren Mobilfunknetze nutzen. Der Mobilfunker "3" musste 2012 bei der Übernahme seines Konkurrenten Orange sein Handynetz für andere Betreiber öffnen. Das ermöglichte den Start von erfolgreichen Newcomern wie Hot, Spusu und anderen, die sich in das Netz von A1, T-Mobile oder "3" einmieten. Die Auflage dafür läuft jedoch nach zehn Jahren ab. Allerdings ist es sehr unwahrscheinlich, dass die großen Anbieter ihre Kunden aus ihren Netzen werfen – da diese dann zur Konkurrenz wechseln könnten.

Das 5G-Problem

Allerdings könnte 5G ein Problem für die Diskonter werden. Wie bei 4G (LTE) werden sie den superschnellen Mobilfunk erst später anbieten können. A1, Magenta und "3" haben ihre Netze bereits geöffnet. Zwar ist die 5G-Abdeckung überschaubar, aber das wird sich noch dieses Jahr ändern. Im August werden weitere Frequenzen versteigert. (sum, 26.7.2020)