Die Influenza-Viren mutieren jedes Jahr, deshalb muss die Impfung auch jedes Jahr erneuert werden. Besonders diese Saison wird kritisch: Doppelinfektionen von Influenza und Sars-CoV-2 sind keine Seltenheit.

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Wenn es um die echte Grippe geht, waren die Menschen in Österreich bislang furchtlos. Zwischen 90.000 und 400.000 Infizierte und 400 bis 4.000 Tote pro Jahr konnten fast niemanden erschrecken. Nur acht Prozent der Bevölkerung lassen sich gegen die jährlich wiederkehrende Influenza impfen. "Unser Plan ist, Infektionserkrankungen allgemein zu reduzieren", sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) in einer Pressekonferenz – mit dem Hinweis, dass Influenza und Sars-CoV-2 sich in der Symptomatik ähneln.

Bei der Verbreitung von Grippeviren spielen – im Gegensatz zu Sars-CoV-2 – Kinder die Hauptrolle. Um diesen Infektionsweg zu stoppen, hat das Ministerium 200.000 Kinderimpfungen geordert und sie ins Kinderimpfprogramm aufgenommen, die in zwei Dosen als Nasenspray verabreichten Impfungen sind also gratis. Neben den herkömmlichen Impfstoffen wird es für Menschen ab 65 Jahren auch eine High-Dose-Variante geben: "Sie enthält mehr Antigene, weil die Immunantwort bei Älteren damit besser ist," erklärte Virologin Monika Redlberger-Fritz von der Med-Uni Wien.

Vorsaison nutzen

Im Vergleich zum Vorjahr wurden in Österreich 40 Prozent mehr Impfungen bestellt. "Wir werden bei der Verteilung für höchstmögliche Transparenz sorgen", sagte Christa Wirthumer-Hoche, Leiterin der Ages-Medizinmarktaufsicht. Die ersten Chargen der Grippeimpfung kommen im September auf den Markt, weitere folgen kontinuierlich. "Die Hochsaison für Influenza ist immer zwischen Jänner und März", so Redlberger-Fritz – und sie warnt vor Doppelinfektionen. In geschlossenen Räumen verbreiten sich sämtliche Keime, die durch Tröpfchen übertragen werden, besonders gut.

"Die Hygieneregeln wirken auch gegen andere Infektionen," sagte Anschober und hofft, dass Händewaschen und Abstandhalten auch andere Keime kleinhalten. Die harmlosen Rhinoviren, die Schnupfen verursachen, sind für Epidemiologen eine Art Messlatte für das allgemeine Infektionsgeschehen. Sie nehmen derzeit Fahrt auf, weil die Menschen wieder weniger Abstand halten. Vom Impfzwang hält Anschober übrigens nichts: "Wer skeptisch ist, wird durch eine verpflichtende Impfung seine Meinung nicht ändern." Er setzt auf Information, eine Kampagne startet demnächst. (Karin Pollack, 22.7.2020)