Rund ein Fünftel der Bevölkerung ist älter als 65 Jahre.

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Es gehe um den Schutz vulnerabler Personen, so begründen Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) die ab morgen, Freitag, geltende erneute Maskenpflicht in Supermärkten, Banken und bei der Post. Wie schon im März setzt man also, um das weitere Umsichgreifen von Coronavirus-Infektionen zu verringern, auf Solidarität zwischen jung und alt sowie zwischen gesund und chronisch krank. Das ist gut so, denn es nimmt ganz Österreich gegen die Bedrohung durch die Seuche in die Pflicht.

Wenn da nur nicht bestimmte Äußerungen wären, die die schützenswerten Vulnerablen ins gesellschaftliche Out setzen. Die neuerliche Maskenpflicht nämlich gilt nur an Orten, die man laut Kanzler und Minister aufsuchen "muss", wenn man Lebensmittel einkaufen, Briefe aufgeben oder Geld einzahlen will – zumindest im analogen Leben.

In Lokalitäten hingegen, die mit mehr Lustgewinn verbunden sind, gibt es sie nicht. "Man muss nicht unbedingt ins Wirtshaus oder in eine Modeboutique", sagte Anschober am Dienstag in der "ZiB 2". Und erklärte damit für einen erheblichen Teil der österreichischen Bevölkerung ein Leben im Halbverborgenen zur Norm. Rund ein Fünftel der hiesigen Bevölkerung ist älter als 65 Jahre, hinzukommen hunderttausende Vorerkrankte. Sie alle dürfen sich in der Öffentlichkeit offenbar nur dann Corona-sicher fühlen, wenn es gar nicht anders geht. Das ist diskriminierend. (Irene Brickner, 23.7.2020)