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Seit einigen Wochen liegt die Ocean Viking im Hafen von Porto Empedocle.

Foto: AP/Fabio Peonia

Rom – Die italienische Küstenwache hat das Rettungsschiff Ocean Viking auf unbestimmte Zeit festgesetzt. Der Entscheidung sei eine elfstündige Inspektion im sizilianischen Hafen von Porto Empedocle vorausgegangen, teilte die französische Hilfsorganisation SOS Méditerranée in der Nacht auf Donnerstag mit.

Die Organisation sprach von einer neuen Stufe "behördlicher Schikane mit dem Ziel, die lebensrettenden Einsätze der zivilen Seenotrettungsschiffe zu blockieren".

Nach Angaben der italienischen Küstenwache wurden bei der Inspektion der Ocean Viking mehrere "technische und betriebliche Mängel" festgestellt. Diese gefährdeten nicht nur die Sicherheit des Schiffes und seiner Besatzung, sondern auch jene der Flüchtlinge, die das Schiff nach Rettungseinsätzen aufnehme.

Zweiwöchige Quarantäne

Die Ocean Viking hatte am 7. Juli mit 180 aus Seenot geretteten Flüchtlingen an Bord im Hafen von Porto Empedocle angelegt. Die Geretteten wurden dort zunächst auf eine Quarantäneschiff gebracht, das sie nach zwei Wochen verlassen durften. Auch die Ocean Viking und ihre Besatzung wurden unter eine zweiwöchige Quarantäne gestellt, die am Dienstag aufgehoben wurde. Einen Tag später wurde das Schiff dann festgesetzt.

SOS Méditerranée erklärte, die italienische Küstenwache habe als wesentliche Begründung für die Festsetzung der Ocean Viking angegeben, dass das Schiff mehr Menschen befördert habe als im Zertifikat für die Ausrüstung von Frachtschiffen angegeben. Die Organisation wies dies zurück. Bei Rettungseinsätzen komme es vor, dass die Ocean Viking tatsächlich eine größere Zahl von Menschen aufnehme, als in den Papieren des Schiffes angegeben sei. Diese als Passagiere zu definieren, wie die italienischen Behörden dies getan hätten, sei jedoch falsch. Vielmehr handle sich um bei Seenotfällen Gerettete.

Kein ziviles Rettungsschiff mehr im Einsatz

"Es ist offensichtlich, dass die italienischen Behörden in den vergangenen Monaten angebliche Sicherheitsmängel vorgeschoben haben, um die zivilen Rettungsschiffe vom Mittelmeer zu verdrängen", erklärte Verena Papke, Geschäftsführerin von SOS Méditerranée Deutschland. Durch die Festsetzung der Ocean Viking sei aktuell kein ziviles Rettungsschiff mehr im zentralen Mittelmeer im Einsatz, kritisierte sie.

Neue Boote auf Lampedusa

Unterdessen ist die süditalienische Insel Lampedusa ist mit einem neuerlichen Anstieg von Ankünften von Flüchtlingsbooten konfrontiert. 300 Migranten erreichten in der Nacht auf Donnerstag an Bord von 15 Booten die Insel, wie die italienische Küstenwache mitteilte. Zu ihnen zählen auch die 83 Migranten in Seenot, für die die Hilfsorganisation "Alarm Phone" um Hilfe gebeten hatte.

Der Hotspot der Insel ist überfüllt, obwohl am Mittwoch fast 300 Migranten Lampedusa in Richtung Sizilien verlassen haben. Im Auffanglager befinden sich zum Großteil Tunesier. Die italienische Innenministerin Luciana Lamorgese kündigte für nächste Woche einen Besuch in Tunesien an. Dabei soll unter anderem eine Beschleunigung der Prozeduren zur Abschiebung tunesischer Migranten besprochen werden, die zurzeit massiv auf Lampedusa eintreffen. Die Ministerin bemüht sich auch in Brüssel, die Rückführungsprozeduren zu beschleunigen. (APA, 23.7.2020)