Ein Lehrer hat Namen samt Adressen, Sozialversicherungs- und Notfalltelefonnummern der Schüler mit Migrationshintergrund abgefilmt.

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Einen solchen Lehrer wünscht man keinem Schüler und keiner Schülerin. Er filmt sich beim Vorlesen der Namensliste jener Schüler, die ab September in seiner Klasse sitzen sollen. Die "ausländischen" Namen der Kinder lassen ihn sofort darauf schließen, dass ein "österreichischer" Schüler gemobbt werden wird. Nun wird der Pädagoge als "Wutlehrer" oder gar als "Kritiker der Integrationspolitik" bezeichnet. Doch das ist definitiv der falsche Befund. Eine Vorverurteilung und Bloßstellung unschuldiger Kinder nur aufgrund ihrer Namen ist Rassismus in Reinform und nichts anderes.

Integrationsexperten und engagierte Pädagogen reden sich seit Jahrzehnten den Mund fusselig: Wenn das Zusammenleben im Einwanderungsland Österreich und in einer Großstadt wie Wien funktionieren soll, dann müssen Bildungseinrichtungen eine Schlüsselrolle spielen. Hier haben alle Kinder und ihre Eltern, unabhängig davon, wie lange sie Wiener und Österreicher sind, ein Recht auf vorurteilsfreie, faire und respektvolle Behandlung.

Kein Kind in diesem Land hat einen Lehrer verdient, der es aufgrund seiner rassistischen Vorurteile öffentlich an den Pranger stellt – samt Adresse und Sozialversicherungsnummer. Diese rassistische Entgleisung muss Konsequenzen haben. Lehrer wie dieser beschädigen das Vertrauen in die Institution Schule und zerstören alle Bemühungen um ein gelungenes Miteinander. (Olivera Stajić, 23.7.2020)