Sicherheitsvorkehrungen vor dem ersten Freitagsgebet sind vor der Hagia Sophia groß, Menschen müssen Masken tragen.

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Erdogan mit Entourage bei der Präsentation der umgewandelten Hagia Sophia.

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Istanbul – Nach der Rückverwandlung der Hagia Sophia in Istanbul in eine Moschee fand dort am Freitag erstmals ein muslimisches Freitagsgebet statt. An der offiziellen Wiedereröffnung nahm auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan teil, er war um die Mittagszeit auf dem Areal eingetroffen.

Bereits seit den Morgenstunden, schon vor dem Beginn der Feierlichkeiten, haben sich vor dem Gebäude tausende Menschen versammelt. Auch im Inneren der Moschee waren Gläubige versammelt, wie Fernsehbilder zeigten. Einige hatten in Zelten im Areal davor übernachtet. Behörden forderten die Gläubigen wegen der Corona-Pandemie auf, Masken zu tragen und auf den Mindestabstand zu achten.

Journalisten berichteten am Vormittag von riesigen Menschentrauben, die dicht gedrängt stehen würden. Viele Straßen wurden bereits am Vorabend für den Verkehr gesperrt. Insgesamt sollen mehr als 20.000 Polizisten im Einsatz sein.

Viele Menschen warteten am Freitag bereits auf die Gebete.
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Bis vor kurzem war das berühmte Istanbuler Wahrzeichen ein Museum. Anfang Juli hat das Oberste Verwaltungsgericht in Ankara den Status als Museum aber annulliert. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan ordnete daraufhin die Öffnung der Hagia Sophia zum islamischen Gebet an.

Orthodoxe trauern, Trump empfängt orthodoxen Erzbischof

Die griechisch-orthodoxen Kirchen in Griechenland und den USA haben mit Trauer auf die Umwandlung reagiert. In zahlreichen Kirchen Griechenlands sollen am Freitag die Glocken zur Trauer läuten. Am Abend will Hieronymos II., der Erzbischof von Athen und Oberhaupt der griechisch-orthodoxen Kirche, in der Kathedrale der griechischen Hauptstadt eine Sondermesse abhalten. Die Regierung in Athen hat wiederholt die Umwandlung der Hagia Sophia in eine Moschee als einen "historischen Fehler", bezeichnet.

Auch der Erzbischof der Orthodoxen in den USA, Elpidophoros, ordnete laut Berichten der halbamtlichen griechischen Nachrichtenagentur ANA an, dass die Fahnen auf halbmast gesetzt werden und die Kirchenglocken zur Trauer läuten sollen. Er wurde am Donnerstag auch von US-Präsident Donald Trump, der sich aus erster Hand über die Bedenken der orthodoxen Kirche informieren wollte, im Weißen Haus empfangen. Laut Bericht des Portals "Orthodox Times" (Freitag) soll Trump gegenüber Erzbischof Elpidophoros große Unzufriedenheit mit der Entscheidung des türkischen Präsidenten bekundet haben.

Mal Kirche, mal Moschee

Ursprünglich wurde das Gebäude im sechsten Jahrhundert nach Christus im damaligen Konstantinopel, der Hauptstadt des Byzantinischen Reiches, als Kirche erbaut. Nach der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen wandelte Mehmet II. die Hagia Sophia zur Moschee um. Es wurde unter anderem ein Minarett aus Holz ergänzt, das heute nicht mehr steht. Die vier noch existierenden Minarette wurden bis zum 16. Jahrhundert gebaut. Auf Betreiben des türkischen Republikgründers Mustafa Kemal Atatürk wurde das Gebäude mithilfe eines Beschlusses des Ministerrats säkularisiert und 1935 als Museum geöffnet.

50 Jahre später erklärte die Unesco das Gebäude zum Weltkulturerbe. Erdoğan verfolgte schon lange den politischen Wunsch, das Gebäude in eine Moschee zurückzuverwandeln. Die Hagia Sophia beherbergt auch einige wertvolle christliche Mosaike, die laut vorherigen Ankündigungen während der islamischen Gebete verhüllt werden sollen. (red, APA, 24.7.2020)