In einer Studie im Auftrag des Netzwerks Business Upper Austria wurden 418 Frauen zu Karrierechancen und Hürden befragt.

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Unternehmen haben eigentlich kein ernsthaftes Interesse, mehr Frauen in ihren Managementpositionen zu haben. Das sagen 70 Prozent der 418 Befragten (davon 60 Prozent Führungskräfte) in einer Umfrage zu Frauenkarrieren und den Hürden dabei. Regina Nemeth und Ruth Terink haben die Fragen gestellt, das Netzwerk Business Upper Austria nimmt diese Studie als Basis für Workshops. Ein Drittel sagt in der Befragung sogar offen, dass laut ausgelobte Frauenförderprogramme lediglich der Imagepflege dienen. Und weiter: Nur zehn Prozent nehmen wahr, dass Frauen in Führung ihre Geschlechtgenossinnen auch fördern.

Die zentralen Ergebnisse der Umfrage bringen Altbekanntes zum Vorschein: Frauen kämpfen mit Selbstzweifeln, werden von ihren Organisationen im Stich gelassen und scheitern an traditionellen Rollenbildern, fehlender Infrastruktur und schlechter Führung inklusive Präsenzkultur. Diesen Befunden widersprechen die Befragten auch nicht, sie sind sogar zu 93 Prozent überzeugt, dass sich ohne Zutun der Verantwortlichen in Unternehmen nichts ändern wird. Auch die neuen Generationen in der Arbeitswelt würden nicht automatisch in eine gendergerechtere Welt hüpfen.

Glasklar ergibt sich, wo die Probleme gesehen werden: Fast 60 Prozent der befragten Männer sagen, dass Familienarbeit für Frauen wichtiger ist als Karriere. Immerhin 30 Prozent der Frauen stimmen zu. Zusammen 90 Prozent erklären "die Erwartungshaltung der Familie" zum großen Hemmschuh für Frauenkarrieren. 95 Prozent machen die "Unvereinbarkeit von Familie und Beruf" verantwortlich.

Motivation für Managementkarriere

Das Netzwerk Business Upper Austria hat in einer Studie auch die Motivation von Frauen für eine Managementkarriere erheben lassen.
Quelle: Business Upper Austria / Der Standard

Andererseits glauben zwei Drittel, dass mehr Frauen im Management bessere Entscheidungen zur Folge haben. Annähernd solche Zustimmungswerte erhalten "bessere Innovationskultur" und "vielfältigere Führungskultur", wenn Frauen in Führung sind.

Was Frauen motiviert, sich einer Managementkarriere zu widmen, unterscheidet sich deutlich von klassischen Treibern männlicher Karrieren: Frauen wollen Gestaltungsmöglichkeiten, die gesellschaftliche Entwicklung beeinflussen und auch ein Vorbild sein. Wenn diese Ansprüche nachhaltig enttäuscht werden, dann ziehen sich Frauen von ihrem Karriereweg auch wieder zurück, sagen die Studienautorinnen.

Was zu tun wäre, wissen die Befragten auch in dieser Umfrage, wie in allen Umfragen der vergangenen zehn Jahre: Familienfreundliche Präsenzzeiten (96 Prozent). Abbau von Rollenstereotypen (84 Prozent). Ausreichend Kinderbetreuungsplätze. Dass Vielfalt (auch in Sachen Gender) beim Recruiting beginnt, dass Unternehmen in Führungskräftebildung zwecks Diversität zu investieren haben, dass Mentoring und Coaching wirken und neuere Organisationsmodelle statt Präsenzkultur wirkungsmächtige Hebel sind, ist so weit ja auch schon seit Jahren, wenn nicht seit Jahrzehnten bekannt.

Chancengleichheit als Alibi-Aktion

Laut Einschätzung der Befragten sind aber die Maßnahmen, so denn überhaupt vorhanden, überwiegend nur Alibi-Aktionen, weil es gerade sozial halt irgendwie erwünscht ist, gleiche Chancen für Frauen auch in der Werbebotschaft zu haben.

Welchen Rat geben Regina Nemeth und Ruth Terink den Frauen selbst, was haben sie zu tun, wenn sie Karriere machen und gestalten wollen? "Selbstwert und Selbstwirksamkeit erhöhen. Absprachen mit Partnern und der Familie treffen. Die Karriereentwicklung einfordern." Erneut die Botschaft: Karrierechancen für Frauen sind kein Frauenthema, sondern Managementthema, betriebswirtschaftlicher Casus und Chefsache. (Karin Bauer, 25. 7. 2020)