US-Präsident Donald Trump hat mehr Vertrauen in seine geistigen Fähigkeiten als die Mehrzahl seiner Mitbürger.

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Washington – Donald Trump, Mann der Rekorde. Dreieinhalb Jahre nach seiner Angelobung hat den US-Präsidenten endlich die Frage losgelassen, wie viele Menschen seiner Angelobung im Jänner 2017 beigewohnt haben und ob es die größte Versammlung aller Zeiten oder doch eher ein mäßig besuchter Auftritt gewesen sei. Dafür hat der 74-Jährige ein neues Dauerthema, auf das er gerne mit Stolz zu sprechen kommt: jenen Hirntest, den er bereits im Jahr 2018 absolviert hatte. Hintergrund sind auch die wachsenden Zweifel in der US-amerikanischen Wählerschaft an seinen geistigen Fähigkeiten.

Eine Umfrage des TV-Senders Fox News hatte immerhin jüngst ergeben, dass jeweils weniger als die Hälfte der Befragten ihm die nötigen geistigen Qualitäten für das höchste Amt im Staat attestieren: Nur 43 Prozent halten ihn für ausreichend geistig solide, nur 42 Prozent für intelligent genug. Und nur 40 Prozent sagen, Trumps Urteilsvermögen sei dem Amt angemessen. 47, 51 und 52 Prozent sehen die jeweils entsprechenden Fähigkeiten in seinem wahrscheinlichen demokratischen Konkurrenten Joe Biden.

Fatales TV-Interview

Das erste Mal war der US-Präsident am Wochenende wieder auf seinen Hirntest zu sprechen gekommen, als der Fox-News-Moderator Chris Wallace mit dem Präsidenten ein kritisches Interview führte. Optik und Inhalt fielen für Trump dabei mangelhaft aus: Er wollte nicht versichern, dass er eine Niederlage bei der Wahl im November anerkennen würde, zudem wies ihm Wallace Falschaussagen über das Wahlprogramm Joe Bidens nach. Auch über die Corona-Zahlen stritten die beiden, was in Trump Aufforderung "Zeigen Sie mir die Toten-Tabelle!" endete. Zudem hatte der Präsident darauf bestanden, das Interview bei 37 Grad im Schatten im Freien durchzuführen – was dem zunehmend schwitzenden Trump das Aussehen einer schmelzenden Wachsfigur bescherte.

Hängen blieb am Schluss vor allem aber eine Diskussion über den Hirntest, die aufkam, als Wallace Trump die Umfrageergebnisse über seine vermeintlichen Intelligenzdefizite vortrug. Der Präsident entgegnete, er habe doch kürzlich seine kognitiven Fähigkeiten unter Beweis gestellt – worauf Wallace sagte, auch er habe den Test gemacht und ihn "nicht sehr schwer" gefunden. Das wiederum stellte Trump in Abrede, die letzten Frage seien durchaus sehr anspruchsvoll gewesen.

Wenige Tage später nahm Trump auf Fox News nun noch einmal einen Anlauf, um seinen Erfolg beim Test zu unterstreichen. Vor etwas weniger als einem Jahr, sagte Trump über den Test, den er Anfang 2018 absolviert hatte, habe er seinen Arzt Ronnie Jackson gefragt, ob er irgendwie seine geistigen Fähigkeiten unter Beweis stellen könne. Dieser habe ihm erwidert, es gebe da einen Test, der unter anderem die geistige Gegenwart prüfe, "und er hat mir den Namen gesagt, wie immer er auch war". Die ersten Fragen seien ziemlich leicht, aber die späteren seien viel schwieriger. Man müsse sich etwa die Abfolge der Worte "Person, Frau, Mann, Kamera, TV" merken und diese später noch einmal wiederholen. "Wenn man die Reihenfolge hinkriegt, dann gibt es Extrapunkte."

Betrunkener Leibarzt

Ronnie Jackson, Leibarzt des Präsidenten, hat zur Causa in jüngerer Zeit nicht mehr Stellung genommen. Er meidet die Öffentlichkeit, seitdem er im Zuge einer Nominierung als Veteranenminister in die Kritik geraten ist. Trump hatte ihn nach einem überbordend positiv formulierten Gesundheitsattest ("Der Präsident ist für sein Alter in bemerkenswert und ungewöhnlich gutem Zustand", die Herzwerte seien "überragend") nominiert. Jackson war von der Bestellung aber zurückgetreten, als bekannt wurde, dass er während seiner Arbeit getrunken und unerlaubterweise verschreibungspflichtige Medikamente ausgegeben hatte.

Andere Ärzte aber haben sich mittlerweile zu Wort gemeldet. Sie sagen, der Test sei keineswegs ein Mittel, um Intelligenz zu prüfen, sondern diene vielmehr dem Zweck, frühe Anzeichen von Demenz zu erkennen. Wer nicht die volle Punktezahl schaffe, der müsse sich weiteren Untersuchungen stellen.

Wie der Test konkret aussieht, ist mittlerweile an die Öffentlichkeit gedrungen. Es geht dabei um die Erkennung von Formen, geläufigen Symbolen und um die Merkfähigkeit. Der Test beruht unter anderem darauf, gemeinsam mit einem Arzt absolviert zu werden – er lässt sich also in einem Online-Format nicht eins zu eins abbilden. DER STANDARD hat aber versucht, einen ähnlichen Test zu basteln, um eine Einschätzung zu ermöglichen. Wir wollen betonen, dass es sich beim untenstehenden Quiz keinesfalls um einen medizinischen Test handelt. Er dient der Unterhaltung und der Information.

(Manuel Escher, 24.7.2020)