Präsenztrainings haben jedenfalls Corona-bedingt Terrain verloren, viele Trainerinnen und Trainer haben keinen Job – das beschert Anbietern von Online-Lernen wiederum besonders gute Geschäfte.

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Homeoffice war monatelang erzwungen, nach und nach haben Unternehmen und Mitarbeitende auf unterschiedliche Weise und aus verschiedenen Motiven heraus Geschmack am sogenannten Remote Working gefunden. Auch wenn Weiterbildungen zurückgeschraubt wurden – ganz ohne geht es doch nicht. Präsenztrainings haben jedenfalls Corona-bedingt Terrain verloren, viele Trainerinnen und Trainer haben keinen Job – das beschert Anbietern von Online-Lernen wiederum besonders gute Geschäfte.

Die an der US-Techbörse Nasdaq notierte Cornerstone OnDemand mit rund 7000 Kunden und 70 Millionen Anwendern bei den Kunden etwa ließ bereits im April wissen, dass seine User im März 27,5 Millionen Stunden mit Learning auf Cornerstone verbracht haben. Fast die Hälfte (40 Prozent) der Kunden der Cornerstone-Learning-Lösung verzeichneten im März mehr Logins als im Februar. Darüber hinaus erlebten diese Kunden einen durchschnittlichen Anstieg der Logins um 135 Prozent aus den Reihen ihrer Mitarbeitenden.

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Thomas Friedlmayer, Regional Sales Director Cornerstone OnDemand: Gehört derzeit zu den Gewinnern des Remote-Trends.
Foto: Martina Draper

Die Daten zeigten auch einen 50-prozentigen Anstieg an Unternehmen, die ihre Präsenzschulungen auf ein virtuelles Online-Format umstellen, wobei das Gesundheits-, das Finanz- und das Bildungswesen besonders aktiv seien, berichtet Thomas Friedlmayer, regionaler Saleschef des Online-LearningRiesen. Einer der größten E-Händler der Welt, der zu 100 Prozent auf Fernarbeitskräfte umstellt, wandle gerade seine von Ausbildern geleiteten Schulungen in Online-Seminare um, die auf sozialen Plattformen und bei Cornerstone Learning angeboten werden, freut er sich.

Was ist besonders beliebt? Zeitmanagement zählt zu den beliebtesten Kursen. Außerdem Arbeiten von zu Hause aus, der Aufbau von Arbeitsbeziehungen aus der Ferne sowie How to do für die Zusammenarbeit aus der Ferne plus Stressabbau, sagt Friedlmayer. Insgesamt seien Soft Skills gefragt – vom Sprechtraining bis zu verschiedenen Kommunikationstechniken, je nach Branche.

Absehbarer Trend

Als Ergebnis von Covid-19, ist er überzeugt, avanciert Online-Learning als größter Bestandteil der Blended-Learning-Ansätze (gemischte Formen der Wissensvermittlung) zu einer festen Instanz, da Unternehmen ihre Umstellung auf flexiblere Arbeitsumgebungen beschleunigten. Es ist nun einmal auch kostengünstiger und viel leichter Standardisierbar, Evaluierung und Monitoring sind viel einfacher. Zudem ist Remote Learning ja praktisch und disponibel: Man kann online genau dann einsteigen, wann man es braucht, bei der Personalentwicklung fällt viel Organisationsarbeit weg – sicher ein gutes Argument in Sparzeiten.

Friedlmayer sagt, er sei ein "Fan gemischter Lernformen". Wobei er die "digitale Reife" im Ausbildungsbereich seines Gebiets in Österreich als "noch nicht sehr hoch" beschreibt.

Ob mit einer deutlichen Verlagerung des Weiterlernens ins Digitale nicht noch mehr Gleichschritt in der Wirtschaft einhergeht? Friedlmayer schüttelt den Kopf: "Nicht, wenn Mitarbeitende ein Universum angeboten bekommen, aus dem sie lernen können, nur wenn top-down alles sehr engmaschig vorgegeben ist." (Karin Bauer, 29.7.2020)