Eigentlich heißen sie ja Bobber – oder wenn man generöser ist, Cruiser. Aber man darf auch Rasterfahri sagen. Denn diese Gattung von Motorrädern hat die Eigenschaft, in galant durchfahrenen Kurven mit einem kreischenden Geräusch aufzufallen. Das sind dann die tief montierten Rasten, die in Schräglage früher am Asphalt aufsetzen, als man selbst die Hosen gestrichen voll hat. Obwohl, die Honda Rebel kann man eh ordentlich umlegen, bevor sie aufsitzt. Das ist ja bei schweren Cruisern gern anders. Denn mit weniger Schräglagenfreiheit kann man einfach Schwächen im Fahrwerk und im Handling kaschieren. Das hat die Honda nicht notwendig.

Die Honda Rebel ist ein Einsteiger-Bobber, der auch erfahrenen Bikerinnen und Bikern sicher Spaß macht.
Foto: Honda

Für die aktuelle Version hat Honda das Fahrwerk noch einmal überarbeitet. Eine weiche Hutschen ist aus der Rebel trotzdem nicht geworden. Das passt eh. Denn so ein Motorrad will man ja eh nicht in einem Anlauf zum Nordpol und wieder zurück fahren. Obwohl, das gingert sogar. Und man ist sogar versucht zu sagen: mit einem Tank.

Nicht ganz klassisch, aber doch doch irgendwie ist das Rundinstrument der Rebel.
Foto: Honda

Der fasst jetzt zwar eh nur 11,2 Liter, aber weil man die Rebel, wenn man ein bisserl entspannt unterwegs ist, auch mit knapp über drei Liter Verbrauch fahren kann, hat man mitunter das Gefühl, dass die nur mit Luft und Liebe rennt. Der niedrige Verbrauch – vor allem im Vergleich zu anderen Cruisern – liegt daran, dass die Rebel mit einem Hubraum von 471 Kubikzentimeter auskommt, die für 46 PS gut sind. Sie ist also ein feines Einsteigerbike für lässige Typinnen und Typen mit dem A2-Führerschein, taugt aber sicher auch jenen, die es lieber entspannt als gebückt angehen.

Nicht ganz klassisch, aber dann doch irgendwie, ist der Rundscheinwerfer der Rebel.
Foto: Honda

Wer jetzt meint, ein kleiner Motor passe nicht in diese Fahrzeugklasse, da brauche man mindestens zwei Liter Hubraum und das Drehmoment von einem Schiffsdiesel, der ist noch nie eine Rebel gefahren. Der 500er-Paralleltwin hat nämlich eine Reihe von Vorteilen. Da ist einmal das Gewicht. Vollgetankt, fahrfertig und mit ein paar Freudentränen drauf, wiegt dieses Motorrad nämlich nur knapp mehr als 190 Kilogramm. Und weil der Zweizylinder aus der sportlichen Honda CBR500R stammt, kommt zum Cruiser-Feeling auch noch die Möglichkeit, die Rebel ordentlich zu orgeln. Die ungewohnte Drehfreudigkeit ist am Anfang zwar überraschend, aber halt doch ein Segen, den man so schnell nicht mehr missen möchte. Weil sie auch sehr nützlich sein kann, etwa wenn man von SUVs umgeben ist.

Ganz klassisch ist die Sitzposition auf der Rebel. So, jetzt hammas.
Foto: Guido Gluschitsch

Diese zwischen Kindergarten und Nagelstudio mobilen Zweitwohnsitze haben ja meist nicht nur den Vorteil, denkbar ineffizient und unschön zu sein, sondern man muss sich wegen der schlechten Rundumsicht auch nicht von anderen Verkehrsteilnehmern belästigt fühlen. Auf der Rebel sitzt man sehr tief und schaut ja nur knapp über die Knie drüber – und auf die Türschnallen der Randstein-Messners. Da ist es lohnend, wenn auf der Autobahn, beim Dreh am Gasgriff, mehr passiert als nur ein Gurgeln im Endtopf, bevor einem ein SUV, ohne vorher zu blinken, seinen überbreiten Niederquerschnittsreifen aufs Soziusplatzerl stellen will.

Der Platz für den Sozius ist sparsam bemessen.
Foto: Guido Gluschitsch

Dabei ist ja kaum für einen zierlichen Hintern richtig Platz auf dem hinteren Sitzpolsterl. Man erkennt also schnell, wofür die Rebel gebaut ist. Für entspannte Wochenend-Runden bis hin für die tägliche Strecke in die Arbeit und zurück. Man sitzt zwar tief unten, hat die Haxen weit oben und streckt die Hände weit nach vorne, aber trotzdem lässt sich die Rebel watscheneinfach fahren, ist agil, nie bockig und überfordert einen nicht. Dem mächtigen Vorderrad bringt man zwar am Anfang ein wenig Respekt entgegen, aber die Angst, dass hier das Handling unter der Optik leiden muss, ist unbegründet. Nur Dreiradlerfahren ist noch leichter, wenn wir die Treterei einmal außer Acht lassen.

Honda hat das Schloss bei der Rebel seitlich angebracht.
Foto: Guido Gluschitsch

Nicht außer Acht lassen dürfen wir, dass die Rebel jetzt die Euro-5-Abgasnorm erfüllt. Das gelang durch einen neuen 2-in-1-Auspuff mit geregeltem Katalysatorsystem. Ach so, ja, das interessiert Biker ja weniger. Denen ist der Klang wichtiger. Und der ist durchaus gelungen. Bei niedrigen Drehzahlen klingt sie, wie sie aussieht, nur halt bei Weitem nicht so laut. Das wird die Rebel auch nicht, wenn man sie hochdreht. Beim Runterschalten schaut die Anti-Hopping-Kupplung drauf, dass kein Malheur passiert. Weil es käme ja die feine Optik samt Voll-LED-Ausstattung ja nicht so recht zur Geltung, wenn die Honda im Straßengraben verschwindet, nur weil man sich einmal verhakelt hat. Verschalten wäre auf dem Bike aber eh schon wieder eine Kunst für sich, so fein wie das Getriebe ist.

Angetrieben wird das Hinterrad nicht über einen Riemen, sondern – klassisch – über eine Kette.
Foto: Guido Gluschitsch

Fehlt eigentlich nur noch, dass wir über den Preis reden. Nicht einmal da gibt es eine böse Überraschung. Ab 6.990 Euro nimmt man die Rebel mit, für 400er mehr gibt es sogar die S-Edition mit Lichtmaske, Sitzbankl im Stepp-Design und mit Faltbälgen an der Gabel. Und wer wegen der Unterhaltskosten jetzt noch überlegt: Die motorbezogene Versicherungssteuer beträgt jährlich 141,30 Euro, zum Service muss die Rebel alle 12.000 Kilometer. Und ein paar neue Fußrasten, wenn die alten weggeschliffen sind, gibt es schon um unter 30 Euro. (Guido Gluschitsch, 25.07.2020)

Die Voll-LED-Ausstattung ist serienmäßig.
Foto: Honda