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(Zukunft. Tiefstehende Sonne. Eine Straße in Wien. In der Tür eines kleinen Geschäftslokals, vor dem auch Tische und Stühle aufgestellt sind, dessen Inhaber, der frühere Vizekanzler der Republik Österreich Krache. Der frühere Bundeskanzler der Republik Österreich Sturz geht vorbei. Krache winkt ihm.)

KRACHE: Sturz, komm her, tritt ein!

STURZ: Na gut, auf einen Spritzer.

KRACHE: Geh, hör auf mit Wein! Probier lieber den Stibiza, von mir erfunden, sehr beliebt, ein Glas Wodka mit drei Bier, und was glaubst du, wo’s den gibt? Richtig, den gibt’s nur bei mir.

STURZ (blickt um sich): Schöner Laden. Hast du endlich aufgehört, unsrer Republik zu schaden?

KRACHE (lacht): Du liegst verkehrt. Ich werd’ schon noch Bürgermeister und auch Kaiser, wirst schon sehn, dann wer’n verjagt die alten Geister, Österreich wird neu erstehn! Bis dann ist das mein zweites Standbein. Andenkenladen, zugleich Bar.

STURZ: Das wird wohl nichts als Tand sein.

KRACHE: Nein, das ist nicht wahr. Ich hab’ viele schöne Dinge, da, ein Bild vom alten Fritz, ich hab’ Nibelungenringe und John Ottis größte Hits. Ich hab’ Kickls blauen Teppich, von seiner Hand auch manch Gedicht.

STURZ: Hast auch was von Pater Leppich?

KRACHE: Leppich? Kenn’ ich nicht.

STURZ: Natürlich, ja. Kein Wunder. Du kennst ja auch Fitzgerald nicht. Alles hier ist nichts als Plunder, der niemand nützt beim Weltgericht. Denn dieses, Krache, ist nicht weit mehr. Glaub’s, auch wenn dir Glaube fehlt! Ich sah schon nahen die vier Reiter, als das Volk mich abgewählt. (Er hebt zum Himmel seine Hände.) Bald schon ist der Rächer hier! Geh in dich, Mensch, es naht das Ende!

KRACHE: Schluss jetzt! Willst ein Bier? Ich hab’ auch Cocktails, "Scharfe Russin" oder einen "Zackzackzack", zwölf Red Bull, dazu ein Schuss Gin, da kommst auch du auf den Geschmack.

(Abend wird’s, man sieht sie trinken. Sturz ist alles rasch egal. Sonn’ und Vorhang sieht man sinken. Das Publikum verlässt den Saal.)

(Antonio Fian, 24.7.2020)