Beim SV Mattersburg steht aufgrund des Bilanzskandals um seinen Großsponsor Mattersburger Commerzialbank weiter die Existenzfrage im Raum.

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Aus gegebenem Anlass ein Besuch auf der Website der österreichischen Finanzaufsichtsbehörde FMA. Gute Tipps dort, wie man Finanzbetrüger erkennt: Man soll nicht auf unaufgeforderte Telefonate reagieren etc. Überhaupt unbezahlbar ist der Rat: "Am Finanzmarkt gilt immer ohne Ausnahme: je höher die Rendite, desto höher das Risiko!"

Wenn das die Finanzmanager der großen Firmen gewusst hätten, die beträchtliche Summen (bis zu 30 Mio) in der kleinen burgenländischen Commerzialbankeinlegten, weil die bessere Zinsen zahlte! So legte die Wohnbaufirma Gesiba der Stadt Wien kürzlich erst 17,5 Millionen ein, weil die Commerzialbank 0,5 Prozent Zinsen für täglich fälliges Geld bot. Andere Banken geben dafür genau null, nada, niente, einige verlangen dafür sogar Negativzinsen als Aufbewahrungsgebühr.

Hier noch ein Hinweis, der sich aus langer journalistischer Beobachtung speichert: Je farbiger, öffentlichkeitssüchtiger, "Seitenblicke"-affiner, freigiebiger, egozentrischer die Persönlichkeit im Zentrum eines Finanzinstituts rüberkommt, desto genauer sollte man hinschauen. Wenn in bestimmten Medien pausenlos von einem "Erfolgstyp" die Rede ist, sollte man hinterfragen.

Der Boss der Commerzialbank war ein umtriebiger, im ganzen Burgenland bekannter Herr, der sich als Sponsor eines Fußballvereins Zustimmung holte. Er war ein sogenannter "Rebell", der sich von Raiffeisen abgespalten hatte, um sein eigenes Ding aufzuziehen.

Als sehr junger Journalist hatte ich beim von Oscar Bronner vor 50 Jahren gegründeten Wirtschaftsmagazin trend Gelegenheit, den sogenannten IOS-Skandal um Bernie Cornfeld aus näherer Distanz zu verfolgen. Cornfeld war der Gründer eines Anlagefonds, der sensationelle Gewinne bot und auch in Europa, auch in Österreich Anleger keilte. Meist aus Branchen mit Schwarzgeldpotenzial. Cornfeld residierte in einer Villa am Genfer See, und seine Gefährtin war die Schauspielerin "Vicki" Principal, später bekannt aus der TV-Serie Dallas. Er besaß außerdem ein Schloss im Burgund, ein Haus im Londoner Nobelviertel Belgravia, eine Villa in Hollywood und eine eigene Flotte von Privatflugzeugen. Glamorous.

Er nannte sein System "peoples’ capitalism", es war aber ein sogenanntes "Ponzi scheme". Andere Namen dafür sind "Pyramidenspiel" oder "Schneeballsystem". Das Geld, das eine Armee von Keilern bei Privatanlegern einsammelte, wurde großteils dazu verwendet, um neuen Anlegern die märchenhaften Gewinne auszuzahlen. Einmal ist dann Schluss. Cornfeld kam glimpflich davon, er wurde freigesprochen. Ein später Nachfahre im Geiste, Bernie Madoff, mit genau demselben System, bekam 150 Jahre. Madoff, ein großer Sponsor, hatte weltweit einen Schaden von 65 Milliarden (!) Dollar angerichtet, in Österreich 350 Mio Euro.

Auch in Österreich gibt es Fälle dieses "flamboyanten", eher narzisstischen Typs, weniger auffällig und zum Teil noch Gegenstand von langen, allzulangen Ermittlungen. Selbstverständlich gibt es eine ganze Reihe von Mäzenen, die für die Kunst oder für humanitäre Zwecke, wie etwa Flüchtlingshilfe, spenden und nicht viel Aufhebens davon machen. Vor allem tun sie das meist mit eigenem Geld. Selbstverständlich sind auch im Fall der Commerzialbank die Aufsichtsbehörden zu hinterfragen.

Aber letztlich muss man sich schon selbst kümmern, und da lautet eine Regel: Echte Anlagegenies finden sich selten auf den Promi-Seiten der Medien, ob in New York oder in Mattersburg. (Hans Rauscher, 26.7.2020)