Angelika Sommer-Hemetsberger, Kontrollbank-Vorstandsdirektorin, hofft, dass sich Österreichs Firmen künftig mit Investorenkapital finanzieren.
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Bei der Bewältigung der Folgen der Corona-Krise nützen österreichische Exporteure die Unterstützung der Oesterreichischen Kontrollbank (OeKB). Sie stellt den Unternehmern verschiedene Instrumente zur Verfügung. Am meisten nachgefragt ist seit Mitte März der Sonderkreditrahmen für Exportgeschäfte, der von zwei auf drei Milliarden Euro aufgestockt wurde.

Bisher wurden mehr als 300 Anträge gestellt, zugesagt hat die OeKB rund 2,1 Milliarden Euro. Im Schnitt holen sich die Exportunternehmen Kredite in der Höhe von 7,3 Millionen Euro, 96 Prozent der Antragsteller sind Großunternehmen. Maximale Obergrenze sind 60 Mio. Euro, den Betrag haben laut OeKB-Vorstandsmitglied Angelika Sommer-Hemetsberger aber nur wenige ausgeschöpft. Dass die Nachfrage groß ist, liegt laut ihr vor allem daran, dass es das Instrument für Exportgarantien, bei dem der Bund derzeit bis zu 70 Prozent haftet, schon lang gebe und die Systematik bei den Kunden bekannt sei: "Wir arbeiten mit Bewährtem."

Banken im Dilemma

Und was ist mit den Beschwerden vieler Unternehmer, wonach die Hilfe der Banken nur langsam bei ihnen eintreffe? Da stecke man gleichsam in einem programmierten Interessenkonflikt, den es immer geben werde: "Die Banken müssen immer selbst abwägen, ihre Sorgfaltspflichten und strenge und viele Regulierungen einhalten, während die Kunden auf ihre Liquidität schauen und das Geld in der Minute haben wollen", so Sommer-Hemetsberger. Die OeKB selbst sei schnell, die nötigen Zusagen, auch vom Finanzministerium, kämen rasch.

Und wie blickt die Bankerin in die Zukunft? Sieht sie einen Trend weg von der Fremdfinanzierung, hin zu Investments von Anlegern, die ihr Geld auch in kleine und mittlere Unternehmen stecken? Ja, vor allem, wenn es um nachhaltige Investments gehe, die würden immer mehr nachgefragt.

Investieren in Nachhaltigkeit

Von 2018 auf 2019 seien sie von 21 auf 30 Mrd. Euro gestiegen. Und der 2019 erste von der OeKB emittierte "Sustainability Bond" (500 Mio. Euro) sei dreifach überzeichnet gewesen. Man habe auch eine neue Investorenschicht erreichen können, die OeKB plant, heuer einen weiteren grünen Bond aufzulegen. Grundsätzlich gelte es, Investitionen in Richtung "Green Deal" zu forcieren, also beispielsweise in erneuerbare Energien, CO2-Reduktion, das Ziel der Klimaneutralität zu sei ja schon festgeschrieben.

Allerdings gelte es, den Österreichern, die im Allgemeinen immer noch auf Sparbuch und Bausparvertrag setzen, zu erklären, welche Funktion der Kapitalmarkt habe, "dass der Kapitalmarkt definitiv nicht der Platz ist, wo gezockt wird, sondern wo es um Unternehmen geht, für die Kapital aufgebracht wird".

Sparen kostet Geld

Warum das ausgerechnet jetzt, in einer Krise, funktionieren soll, wenn es doch bisher nicht geklappt hat? "Weil die Leute derzeit Geld verlieren, wenn sie sparen. Weil sie aber auf längere Frist verdienen, wenn sie ihr Geld in zukunftsorientierte Unternehmen stecken und damit helfen, Jobs zu schaffen, und die Wirtschaft unterstützen. Um diese Sinnfrage sollte es gehen", wünscht sich die Bankerin.

Damit derartige Finanzierungsmittel auch Österreichs Klein- und Mittelbetrieben zugänglich gemacht werden, brauche es zunächst einmal Zwischenschritte, zu denen die Managerin Steuererleichterungen für die Investoren zählt. Auf der anderen Seite müssten aber auch die Unternehmen lernen, ihre Strategien und Businesspläne darzustellen und "jede Menge Zahlenmaterial zur Verfügung zu stellen".

Kapital ist vorhanden

Geld für derartige Investments sei genug da, vor allem Investmentfonds und Versicherer hätten jede Menge Kapital zu veranlagen. Wichtig sei, dass die Unternehmer ihr Geschäftsmodell "immer wieder überdenken, sie müssen sie permanent anpassen. Das ist das Um und Auf, denn die Veränderung findet viel schneller statt, als wir bisher dachten", sagt Sommer-Hemetsberger, "das haben wir alle in der Krise gesehen und gelernt."

All das ist aber quasi Zukunftsmusik, jetzt gelte es einmal, Überbrückungsliquidität, Entschädigungen für Verdienstentgang oder Fixkostenzuschüsse zu gewähren, um die Corona-bedingte Delle abzufedern. (Renate Graber, 25.7.2020)