Lange Schließzeiten im Sommer sind in Österreichs Kindergärten zumindest für das Corona-Jahr 2020 abgesagt. Das könnte auch in Zukunft so bleiben.

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Wochenlang geschlossene Kindergärten im Sommer könnten in Österreich bald der Vergangenheit angehören. Zumindest wenn man darauf hoffen darf, dass die heurigen Ferien zum Vorbild werden. Beschert hat diesen Fortschritt bei der Kinderbetreuung das Coronavirus. Um Eltern zu unterstützen, die gerade in diesem Sommer dringend Betreuung für ihre Kinder brauchen, haben Bund und Länder einige Millionen in die Hand genommen. Die Nachfrage ist je nach Bundesland sehr unterschiedlich, wie ein STANDARD-Rundruf zeigt.

Die Stadt Salzburg etwa hat die Schließzeiten der Kindergärten halbiert, nachdem sehr viele Eltern Bedarf für einen Platz gemeldet haben. In den übrigen Bezirken gibt es ein Drittel mehr geöffnete Ferienwochen als letztes Jahr. Sehr viele Betreiber hätten dadurch sieben oder sogar neun Wochen geöffnet, heißt es aus dem Büro der zuständigen Landesrätin Andrea Klambauer (Neos). "Auch wenn Corona der Anlass dafür war, wäre eine dauerhafte Beibehaltung dieser guten Öffnungszeiten im Sommer erstrebenswert", sagt die Landesrätin.

Nichts Neues für Wien

Salzburgs Nachbar Tirol wiederum stellt keinen erhöhten Bedarf fest, wie Landesrätin Beate Palfrader (ÖVP) mitteilt. Zwar wurden 277 Kinder mehr angemeldet – bei insgesamt 32.300 fällt das allerdings nicht ins Gewicht. Rund 70 Prozent der Kinderbetreuungseinrichtungen sind offen. Derzeit besucht etwa die Hälfte der angemeldeten Kinder eine Krippe, einen Hort oder einen Kindergarten.

In Wien sind es sogar noch weniger. Zwischen 30 und 40 Prozent der registrierten Kinder werden laut dem Büro von Stadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) derzeit im Kindergarten betreut – dass diese über den ganzen Sommer hinweg offen bleiben, ist in der Hauptstadt allerdings keine Neuigkeit. Die Summer City Camps – dabei handelt es sich um Ganztagsbetreuung für Kinder und Jugendliche im Alter zwischen sechs und 14 Jahren – verzeichnen eine erhöhte Nachfrage. Rund tausend Plätze mehr als im Vorjahr wurden in diesem Sommer geschaffen. Die Stadt hat zudem das Kontingent für Jugendliche, die Lernförderung brauchen, zusätzlich erhöht. Anmeldungen sind noch möglich.

Gestrichen hat das Land Niederösterreich heuer die dreiwöchigen Sommerferien in den Kindergärten. Wenn die Eltern Bedarf angemeldet haben, bleibt die Betreuungseinrichtung offen. Derzeit geht die zuständige Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) von einem Bedarf für 6000 bis 6700 Kinder aus – das sind zwischen zehn und zwölf Prozent der insgesamt angemeldeten Kinder. Sollten Kindergärten kein Personal für diese Zeit finden, stellt das Land Pädagoginnen und Pädagogen zur Verfügung. Die Förderung pro Gruppe und Woche wurde zudem von 250 Euro auf 500 Euro erhöht.

Hoffnung auf Weiterführung

Auch Oberösterreich gibt mehr Geld für die Betreuung im Sommer aus: Für jede länger geöffnete Gruppe werden pro Woche bis zu 500 Euro gewährt, für diese Aktion stehen rund 200.000 Euro zur Verfügung. Um Kosten für das Personal von privaten und öffentlichen Einrichtungen abzufangen, stellt Oberösterreich insgesamt 500.000 Euro zur Verfügung, heißt es aus dem Büro von Christine Haberlander (ÖVP). "Ich würde mir wünschen, dass dieses Mehr an Betreuung nicht nur in dieser Ausnahmesituation, sondern auch darüber hinaus bestehen bleibt", sagt die Landesrätin zum STANDARD. Wie viele Kinder die zusätzlichen Plätze in Anspruch nehmen werden, lässt sich aufgrund der vielen verschiedenen Träger in Oberösterreich derzeit noch nicht sagen.

Auch für das Burgenland kann Landesrätin Daniela Winkler (SPÖ) derzeit noch nicht vorhersehen, wie viele Kinder die zusätzlich geschaffenen Plätze in den Sommerferien nutzen werden. Das Angebot wurde bereits vor der Corona-Krise ausgebaut. Die Gemeinden müssen aufgrund des neuen Gesetzes für Kinderbildung und Kinderbetreuung für alle Null- bis 14-Jährigen eine Ferienbetreuung anbieten, wenn die Eltern Bedarf anmelden. Die Kindergärten und Kinderkrippen bleiben im Regelbetrieb offen, wenn vier Kinder für die Sommerbetreuung angemeldet werden.

Plattform für Austausch

Wie schon im vergangenen Jahr bietet Graz, die Hauptstadt der Steiermark, auch heuer wieder durchgehende Sommerbetreuung für Kindergartenkinder, Volks- und Mittelschüler an. Im vergangenen Jahr wurden rund 2000 Kinder betreut, für heuer rechnet man nicht mit einer Steigerung, sondern mit ähnlichen Zahlen. Die Ferienbetreuung in der Steiermark wurde insgesamt ausgebaut. Auf einer eigens eingerichteten Plattform können sich Eltern über verschiedene Angebote informieren. Daten dazu, wie viele Plätze und wie viel Bedarf es tatsächlich gibt, stehen erst nach dem Sommer zur Verfügung, heißt es aus dem Büro von Familienlandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP).

In Vorarlberg geht Landesrätin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP) von einer erhöhten Nachfrage für Kindergartenplätze aus. Auch deshalb, weil das Land heuer im Sommer coronabedingt 80 Prozent der Kosten für das Personal übernimmt und die Hälfte der Elternbeiträge bezahlt. Rund ein Drittel jener Kindergartenkinder, die in der letzten Schulwoche ihre Einrichtung besucht haben, wurden in Vorarlberg Mitte Juli weiterhin dort betreut.

Wie auch die anderen Bundesländer versucht Kärnten, den höheren Bedarf durch die Zusammenarbeit von Gemeinden abzudecken. Schließt eine Einrichtung, soll dafür der Kindergarten in der Nachbargemeinde offen sein. Im Büro von Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) geht man davon aus, dass im Juli rund die Hälfte der Kindergartenkinder in 60 Prozent der ansonsten geöffneten Gruppen betreut werden, im August werden es 30 Prozent der Mädchen und Buben in 45 Prozent der Gruppen sein. (Lisa Kogelnik, 28.7.2020)