Normale Handhaltung oder geheimes Zeichen: Wer will, kann überall versteckte Hinweise finden.

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Es gab eine Zeit, in der man an Britney Spears nicht vorbeikam: Ab dem Ende der Neunzigerjahre dominierte sie die weltweiten Charts regelmäßig mit ihren Teen-Pop-Hits. Doch dieser Höhenflug mündete in eine nicht minder dramatische Abwärtsspirale samt schweren psychischen Problemen. In deren Folge verlor sie nicht nur das Sorgerecht für ihre Kinder, sie wurde im Jahr 2008 auch entmündigt. Seitdem werden sämtliche ihrer finanziellen Entscheidungen von ihrem Vater getroffen, alle ihrer Tätigkeiten werden überwacht und protokolliert.

Forderung

Angesichts dessen, dass Spears mittlerweile nicht nur schon lange wieder neue Musik veröffentlicht und performt sowie als Jurorin in TV-Sendungen agiert, sorgt die rechtliche Situation der Sängerin zunehmend für Unmut unter ihren Fans. Diese unterstellen hier vor allem finanzielle Interessen ihres Vaters, immerhin wird das Vermögen von Spears auf rund 60 Millionen US-Dollar geschätzt.

Das Ergebnis: Unter dem Hashtag #FreeBritney hat sich eine Kampagne formiert, die sich dafür stark macht, Spears wieder die volle Kontrolle über ihr Leben und ihre Finanzen zurückzugeben. Diese beschränkt sich auch nicht nur auf das Netz, es gab auch schön öffentliche Proteste, in denen beispielsweise darauf hingewiesen wird, dass so eine dauerhafte Sachwalterschaft eigentlich nur für Personen mit groben mentalen Defiziten – etwa Demenz – gedacht ist.

Die Verschwörung

So weit ist die Sorge und auch die Initiative vieler Fans nachvollziehbar. Dass die Kampagne zuletzt massiv an Fahrt gewonnen hat – der Hashtag #FreeBritney hat auf Tiktok mittlerweile rund 140 Millionen Views, auf Instagram gibt es 104.000 Postings zu dem Thema –, hat allerdings weniger mit Fakten belegbare Gründe. Kursieren doch mittlerweile eine Fülle von Verschwörungstheorien, in deren Zentrum eine Behauptung steht: Dass Spears in Wirklichkeit in Gefangenschaft gehalten wird und mittels geheimer Signale um Hilfe bettelt.

Wie das abläuft, verdeutlicht ein aktuelles Beispiel, über das Mashable berichtet: Unter einem Video von Spears zum Pride-Monat posteten Fans Vorschläge, was sie alles tun sollte, wenn sie Hilfe bräuchte. Darunter etwa die Aufforderung, dass sie in einem kommenden Video etwas Gelbes tragen solle, um ein geheimes Signal zu senden. Ein anderer Poster schlug als Zeichen vor, dass sie eine Drehung durchführen solle. Und tatsächlich kam beides dann in einem späteren Spears-Video vor.

Der Spin

Diese Kommentare und Screenshots aus dem neuen Video kombinierte dann wieder ein anderer Nutzer, um die Behauptung aufzustellen, dass es damit einen eindeutigen Beweis für die Gefangenschaft von Spears gebe. Dieses Posting fand rasante Verbreitung – rund 630.000 Likes gab es dafür. Was in dem Zusammenhang nicht erwähnt wird, ist, dass der erste Beitrag von Spears tausende Postings mit allen möglichen Vorschlägen beinhaltete.

Ein weiteres Beispiel, dass weite Verbreitung gefunden hat: Auf Twitter wurde Spears in einem Kommentar dazu aufgefordert, ein Bild mit Tauben zu posten, falls sie Hilfe benötige. Einige Tage später tauchte dann tatsächlich ein Bild auf dem Instagram-Kanal der Künstlerin auf, in dem im Hintergrund Tauben zu sehen sind. Für Anhänger der Verschwörungstheorie ist dies ein weiterer eindeutiger Beweis.

Befördert werden die Theorien dabei noch dadurch, dass mittlerweile auch Langzeitfreundin Paris Hilton in einem Posting den Hashtag #FreeBritney verwendet hat. Ob sie damit ein Zeichen setzen wollte – und welches – oder ob es sich dabei um simple Social-Media-Optimierung handelt, ist natürlich wieder eine ganz andere Frage.

Neuverhandlung

Klar ist nur eines: Der rechtliche Status der Sängerin soll schon bald wieder neu verhandelt werden. Eigentlich hätte es schon im April eine Anhörung zu diesem Thema geben sollen, diese wurde aber wegen Covid-19 verschoben. Vor wenigen Tagen hätte Britney Spears dann via Zoom befragt werden sollen, dabei wurde aber die Verbindung von Unbekannten zum Absturz gebracht. Der nächste Termin ist für August angesetzt. (red, 27.07.2020)