Österreich schafft es in einer aktuellen Expat-Studie wieder in die Gruppe der unfreundlichsten Länder der Welt.

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Unfreundlich, aber lebenswert: Das ist der Tenor, wenn man die Meinungen von Expats zu ihren Erfahrungen mit Wien und den Wienerinnen und Wienern zusammenfasst –nachzulesen im "Expat City Ranking 2019". Aber auch Österreich als Ganzes schneidet nicht gut ab – das zeigen die Ergebnisse der neuen "Expat Insider 2020"-Studie. Dort gehört Österreich zu den zehn Ländern, in denen sich Expats besonders schwer tun, Freunde zu finden. Anscheinend gibt es aber auch Nationen, wo dies noch schwieriger ist.

Die Rangliste führt nämlich Dänemark an, und das zum zweiten Mal. Etwa drei von fünf Expats in Dänemark (58 Prozent) haben Schwierigkeiten, neue Freunde zu finden (vs. 33 Prozent weltweit). "Dänen haben ihre Freunde in der Kindheit oder an der Universität kennengelernt", wird eine Amerikanerin zitiert. "Und da sie diese als lebenslange Freunde betrachten, sind sie nicht sehr offen für neue Freunde." Sie fügt an: "Aber es gibt hier viele Expats, und es ist leicht, sich mit ihnen anzufreunden, da sie sich auch einsam fühlen und keine dänischen Freunde haben."

Unterdurchschnittlich

Auf Dänemark folgen Kuwait, Schweden, Norwegen, Japan, die Schweiz, Südkorea, Finnland, die Niederlande und Österreich. Lediglich Japan ist neu unter den zehn im Ranking – alle anderen Länder gehörten auch im vergangenen Jahr zu den Aufenthaltsländern mit den schlechtesten Bewertungen weltweit.

Mehr als die Hälfte der Expats in Japan (52 Prozent) haben dort Probleme, neue Freunde zu finden (vs. 33 Prozent weltweit), und 55 Prozent geben an, dass es besonders schwierig ist, einheimische Freunde zu finden (vs. 38 Prozent weltweit). "Echte Freundschaften mit Japanern zu schließen erfordert eine Menge Aufwand", teilt ein Expat aus Bangladesch mit.

Negative Haltung

Es scheint, als würde sich der Mangel an Freunden im Sozialleben von Expats widerspiegeln. Alle zehn Länder schneiden bei der Zufriedenheit der Expats mit ihrem Sozialleben nur unterdurchschnittlich ab. So bewerten mehr als die Hälfte der Expats in Kuwait (52 Prozent) dieses negativ, was der höchste Anteil weltweit ist und 28 Prozentpunkte über dem globalen Durchschnitt (24 Prozent) liegt.

Es ist auch besonders schwierig für Expats, sich in diesen Ländern an die jeweilige Kultur zu gewöhnen. Sie beschreiben die Einheimischen als generell unfreundlich gegenüber ausländischen Mitbürgern. Ein kanadischer Expat in Schweden meint, dass "die Leute nicht so freundlich sind, wenn man kein Schwedisch spricht", und dass es "schwer ist, Freunde zu finden, wenn man die Sprache nicht spricht".

Tatsächlich beschreiben 28 Prozent der Expats in Schweden die einheimische Bevölkerung als im Allgemeinen unfreundlich gegenüber ausländischen Mitbürgern (vs. 18 Prozent weltweit), was im globalen Vergleich jedoch noch nicht der höchste Anteil ist. Expats in Südkorea (29 Prozent), der Schweiz (29 Prozent), Dänemark (36 Prozent), Österreich (38 Prozent) und Kuwait (53 Prozent) haben noch mehr mit dieser negativen Haltung zu kämpfen.

Mexiko liegt vorn

Am anderen Ende der Skala sieht die Lage wie folgt aus: Zum dritten Mal in Folge ist Mexiko das beste Land, um Freunde im Ausland zu finden – das zeigen die Ergebnisse der neuen "Expat Insider 2020"-Studie. Mehr als sieben von zehn dort lebenden Expats fällt es generell leicht, Freundschaften zu schließen (73 Prozent vs. 47 Prozent weltweit) sowie sich mit den Einheimischen anzufreunden (71 Prozent vs. 42 Prozent weltweit). Eine Amerikanerin hebt die "freundliche Bevölkerung" als einen Faktor hervor, der ihr am Leben in Mexiko am besten gefällt. Ein anderer Expat aus Portugal erwähnt, "wie einfach es ist, mit den Leuten vor Ort auszukommen".

Von den 58 untersuchten Ländern weltweit folgen auf Mexiko Bahrain (2.), Ecuador, Kolumbien, Panama, Taiwan, Malaysia, Indonesien, Argentinien und die Philippinen (10.). Während Bahrain, Ecuador, Kolumbien und die Philippinen 2019 bereits zu den besten Ländern gehörten, sind alle anderen Neuzugänge unter den Top Ten.

Hauptsächlich Einheimische

Panama ist der größte Gewinner in dieser Kategorie und verbesserte sich in nur einem Jahr um 28 Ränge (vom 33. zum 5. Platz). Heute haben es 64 Prozent der Expats dort leicht, neue Freunde zu finden, verglichen mit 47 Prozent weltweit. In sieben der zehn führenden Länder (alle außer Bahrain, Panama und Malaysia) ist ein überdurchschnittlich hoher Anteil an Expats hauptsächlich mit Einheimischen befreundet. Dies trifft auf mehr als die Hälfte der Expats in Kolumbien (52 Prozent) zu – 33 Prozentpunkte mehr als im globalen Durchschnitt (19 Prozent) und gleichzeitig der höchste Anteil weltweit.

Die zehn besten Länder in Bezug auf das Schließen von Freundschaften schneiden laut dieser Studie auch in den Unterkategorien "Sich wie zu Hause fühlen" und "Freundlichkeit" sehr gut ab. Tatsächlich beschreiben mehr als drei Viertel der Expats die einheimische Bevölkerung in allen zehn Ländern als generell freundlich gegenüber Expats. In Panama (75 Prozent) ist der Anteil am niedrigsten, während Mexiko wieder ganz oben auf der Liste steht (90 Prozent), verglichen mit 66 Prozent weltweit. (max, 29.7.2020)