Auf dem Areal des ehemaligen Otto-Wagner-Spitals nimmt die Central European University im Herbst 2025 ihren Lehr- und Forschungsbetrieb auf.

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Am Montag wurde offiziell besiegelt, was schon lange geplant war: Die Central European University (CEU) wird samt Studenten und Lehrkörper auf das Otto-Wagner-Areal ziehen. Unterzeichnet wurde die Vereinbarung seitens der Stadt Wien und der privaten Universität im Rahmen eines Festaktes im Rathaus. Bereits im Juni gaben die Verantwortlichen bekannt, dass die insgesamt zweieinhalbjährigen Verhandlungen erfolgreich abgeschlossen wurden. 2025 soll der Unibetrieb auf dem Otto-Wagner-Areal starten.

Das bedeutet für die Hochschule eine Übersiedelung vom zehnten in den 14. Bezirk. 2019 hat die CEU ein früheres Bankgebäude in der Quellenstraße bezogen – als Übergangslösung. Dass es die CEU überhaupt nach Wien verschlagen hat, liegt an der Politik Viktor Orbáns, der die liberale Uni dazu zwang, sich eine neue Heimat zu suchen. Oder besser gesagt, den Großteil davon: Denn den Campus in Budapest will man nicht aufgeben – wohl auch als Zeichen dafür, sich nicht gänzlich aus Ungarn vertreiben lassen zu wollen. Man wolle weiter "starke Präsenz" in Budapest zeigen, sagt Rektor Michael Ignatieff zum STANDARD. Unter anderem durch ein Demokratie-Institut, das dort tätig sein soll.

Die Stadt sieht in der Nützung des Otto-Wagner-Areals durch die CEU eine "Jahrhundertchance", wie Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) bereits mehrmals betonte. Das liegt einerseits daran, dass die CEU einem relativ breiten Nutzungskonzept zustimmte: Das Areal wird, auch wenn die CEU dort einzieht, weiterhin öffentlich zugänglich und im Eigentum der Stadt Wien bleiben. Ersteres sei eines der wichtigsten Anliegen der Bürger im Mediationsverfahren gewesen, heißt es von der Wirtschaftsagentur Wien, die für die Stadt das Projekt verhandelte.

Das Theater solle "revitalisiert" werden. Es übernimmt zwar die CEU, es soll von der Stadt aber mitgenutzt werden. Ignatieff betont, auf den Austausch mit der Nachbarschaft großen Wert legen zu wollen. Die bestehenden Gemeinschaftsgärten wolle man etwa beibehalten.

Jünger und moderner

Andererseits kann sich die Stadt nun damit schmücken, als sicherer Hafen für die aus Ungarn vertriebene Uni zu fungieren. Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) sprach etwa davon, einen Baustein dafür gelegt zu haben, "um Wien noch jünger und noch moderner zu machen". Bis zu 2500 Studenten sollen in der Phase des Endausbaus dort studieren.

Die CEU erhält einen Baurechtsvertrag, der auf 100 Jahre abgeschlossen wird – "mit Option zur Verlängerung", sagt eine Sprecherin von Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ). Insgesamt gibt es in etwa 65 Gebäude vor Ort, 53 davon Jugendstilpavillons. Das nun neu geschaffene Gebiet wird sich über 31 Pavillons erstrecken. Davon wird die CEU neun als Kerngebiet, in dem der Lehrbetrieb stattfinden wird, nutzen – und diese selbst sanieren. Dabei wolle man das architektonische Erbe bewahren, sagt Ignatieff.In den restlichen 22 Pavillons sollen Wohneinheiten für Studenten (verantwortlich dafür ist die Wiener Standortentwicklungs-GmbH) und andere Nutzungsformen geschaffen werden. Denkbar wäre zum Beispiel die Ansiedelung von internationalen Organisationen, Forschungsinstituten oder Unternehmen, die in passenden Bereichen tätig sind, sagt Gerhard Hirczi, Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur Wien, zum STANDARD.

Kritik an Wohnplänen

Dass ein so großer Anteil dem Wohnen zugedacht ist, wurde von der Opposition immer wieder kritisiert. Auch dass die Öffi-Anbindung bisher eher mau ist, wurde ins Treffen geführt. Ein Ausbau sei durchaus Thema, heißt es dazu seitens der Stadt Wien. Was es allerdings sicher nicht geben werde, sei eine Seilbahn oder eine U-Bahn, sagt Hirczi.

Im Ostteil des Areals werden etwa 120 Wohnungen der Gesiba errichtet, insgesamt wird es 185 Wohnungen geben. Ursprünglich waren 600 Wohnungen geplant, davon wurde nach Protesten abgegangen. Dar¬über hinaus wird keine Bebauung möglich sein, Vizebürgermeisterin Birgit Hebein (Grüne) sagte Anfang des Jahres, dass das Areal mit den denkmalgeschützten Pavillons "in seiner Gesamtheit erhalten" bleibe.

Manche Pavillons, die die CEU beziehen wird, nutzt jetzt noch der Gesundheitsverband (früher KAV). Damit der Bau 2023 starten kann, muss dieser bis dahin das Feld räumen. In Teilen im Westen des Areals wird die Umsiedelung wohl noch bis 2028 oder 2029 dauern. (Vanessa Gaigg, 27.7.2020)