"Love on the Spectrum" zeigt, dass sich auch autistische Menschen nach einer Beziehung sehnen können.

Screenshot: Netflix

Das Basisrezept für eine gute Datingshow ist schnell und einfach nachgekocht: sympathische Protagonisten, denen man die wahre Liebe wirklich wünscht; interessante Kandidaten für die Rendezvous. Und intensive Momente bei den Treffen – in beide Richtungen: überspringende Funken, an denen sich die Zuschauer miterfreuen können – und die unangenehme Erfahrung, wenn statt des Knisterns nur eigenartige Stille oder gar Misstöne auftreten.

All das liefert Love on the Spectrum (Netflix) mit einer unerwarteten Zutat: Alle Hauptdarsteller befinden sich irgendwo auf dem titelgebenden Autismus-Spektrum. Die Serie versucht so, mit weitverbreiteten Mythen aufzuräumen, und zeigt, dass sich auch autistische Menschen nach einer Beziehung sehnen können. Die Liebenswürdigkeit der Protagonisten ist bei Love on the Spectrum besonders stark ausgeprägt – das Mitfiebern mit den Liebesuchenden folgerichtig ebenso.

Trailer zu "Love on the Spectrum".
Netflix

Und doch bleibt etwas Bauchweh. Denn auch wenn die Macher den Datenden mit Respekt begegnen, bleibt die Serie eine Zurschaustellung – gemacht von Nicht-Autisten für Nicht-Autisten. Die Verkindlichung der erwachsenen Menschen erzeugt teilweise einen bitteren Beigeschmack. Gut gemeint ist eben nicht immer gut.

Gleichzeitig zeigt Love on the Spectrum, wie universal Liebe ist, und das kann an sich nur positiv sein. "Wir fühlen uns wohl damit, voreinander zu furzen", sagt Ruth über ihre Beziehung mit Thomas. Danach suchen wir doch am Ende alle – egal ob inner- oder außerhalb des Spektrums. (Sebastian Fellner, 28.7.2020)