Jens Spahn bliebe vorerst gern im Hintergrund, Förderer stellen ihn nun aber in die erste Reihe.

Foto: EPA / Henning Schacht

Es kam, wie es kommen musste. Eigentlich hatte die CDU-Spitze folgende Losung ausgegeben: Wir kümmern uns jetzt um Corona. Die Frage, wer künftig die Partei führt, wird erst im Dezember auf einem Parteitag geklärt.

So der Plan. An diesen aber mögen sich viele nicht halten. Und so wird in der CDU munter diskutiert, wie denn die Nachfolge von Annegret Kramp-Karrenbauer nun aussehen soll – zum Leidwesen der Parteispitze.

Dort steht, auch wenn man es kaum merkt, immer noch "AKK". Die Pandemie hat ihren Plan, im April 2020 abzutreten, zunichtegemacht. Einen Parteitag mit 2000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern abzuhalten war schlicht nicht möglich, daher soll der Nachfolger erst zum Jahresende, beim regulären Delegiertentreffen, gekürt werden.

Zunächst standen die Aktien für den früheren Fraktionschef Friedrich Merz gut. Danach holte der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet auf. Doch er fiel dann bei vielen wegen seiner Lockerungsstrategie in Ungnade, erst recht, als in seinem Bundesland beim Großschlachter Tönnies zahlreiche Infektionen zu verzeichnen waren.

Jetzt gibt es neue Planspiele, und in diesen rückt der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn in den Vordergrund. Er tritt eigentlich mit Laschet im Team an. Laschet bewirbt sich als CDU-Chef, Spahn als sein Vize.

Diesen Sommer in sich gehen

Falsch – sagen einige Bundestagsabgeordnete aus Baden-Württemberg. So betont Michael Hennrich: "Laschet, Merz und Röttgen sollten über den Sommer in sich gehen und überlegen, ob sie der Partei wirklich noch den notwendigen Impuls geben können oder nicht doch lieber den Weg frei machen für einen echten Generationswechsel."

Spahn sollte CDU-Vorsitzender werden, heißt es. Und CSU-Chef Markus Söder Kanzlerkandidat. "Wir dürfen nicht die Augen vor der Stimmung im Land verschließen, die ganz klar zugunsten von Spahn und Söder geht, weil sie in der Corona-Krise ihre Feuertaufe bestanden haben", meint Hennrich.

Genauso argumentiert auch der Vorsitzende des Berliner CDU-Landesverbands, Kai Wegner. Auch er plädiert für Spahn als Parteichef und Söder als Kanzlerkandidat. Beide hätten der Union "Gesicht und Profil" gegeben, sagt er.

Für Laschet hat sich so mancher offenbar auch schon eine Verwendung überlegt. Dieser, so raunt es in der CDU, könnte doch dann Bundespräsident werden. Nicht mitspielen will derweil Spahn. Er werde weiterhin für Laschet als Parteichef werden, stellte er klar.

In der SPD, bei der die Kanzlerkandidatur für die Bundestagswahl 2021 ebenfalls ungeklärt ist, läuft es immer mehr auf Finanzminister Olaf Scholz (SPD) zu. Und das trotz der Vorwürfe, er habe im Wirecard-Bilanzskandal nicht korrekt gehandelt. Immer mehr Sozialdemokraten sprechen sich für ihn aus. So erklärt etwa der SPD-Haushaltsexperte Dennis Rohde: "Die Kanzlerkompetenzen von Olaf Scholz stehen außer Frage." (Birgit Baumann aus Berlin, 28.7.2020)