Eine Corona-Teststation am Flughafen Düsseldorf. In der deutschen Politik werden Forderungen nach verpflichtenden Tests für Urlaubsrückkehrer laut.

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Eigentlich wäre es ja eine gute Werbung für den Ort. Die berühmte Kirche von St. Wolfgang ist derzeit in vielen deutschen Medien an prominenter Stelle zu sehen. Der Himmel ist blitzblau, die Sonne scheint, das Seewasser glitzert einladend.

Allerdings sind dann Bad News zu vermelden. "Droht etwa ein neues Ischgl", fragt bild.de. "Sorge vor zweitem Ischgl", heißt es auch beim Nachrichtensendern-tv. Und etwas nüchterner bei tagesschau.de: "Viele Corona-Infektionen am Wolfgangsee".

Das Interesse ist groß, zählen doch das Salzkammergut und insbesondere der Wolfgangsee zu einer beliebten Urlaubsregion der Deutschen. Schon der frühere Bundeskanzler Helmut Kohl (1982 bis 1998) hat gerne in St. Gilgen Urlaub gemacht und sich dort bereitwillig fotografieren lassen.

Auch die deutsche Politik hat Urlaubsrückkehrer und den Wolfgangsee im Blick. "Wir machen uns weiter große Sorgen um den Urlaub", sagt der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder. Er fürchte, dass es "viele Mini-Ischgls geben wird".

Gefahr erkannt

Dabei sei die Region um den Wolfgangsee allerdings nicht das Hauptproblem. Denn, so Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU), dort habe man die Gefahr ja erkannt und reagiere entsprechend. Sie fürchtet eher, dass es "viele Orte ähnlich wie St. Wolfgang gibt", wo man von Infektionen gar nichts mitbekomme.

Bayern setzt daher verstärkt auf Corona-Tests für Heimkehrer. Seit dem Wochenende können sich diese an den Flughäfen München und Nürnberg kostenlos testen lassen. Söder lässt nun zusätzliche Testzentren im grenznahen Bereich zu Österreich – am Walserberg, in Pocking und Kiefersfelden – einrichten.

Er fordert verpflichtende Tests für jene, die aus dem Urlaub zurückkommen. Dafür wurde in Berlin noch die Rechtsgrundlage geprüft, bis Gesundheitsminister Jen Spahn am Abend bekanntgab: Es hat sich eine Einigung finden lassen. Rückkehrende aus Risikogebieten sollen künftig zu einem Test verpflichtet werden.

Der Freistaat selbst hat auch einen neuen Hotspot zu vermelden: Auf einem Gemüsehof im niederbayerischen Mamming haben sich 174 Erntehelfer aus Ungarn, Rumänien, Bulgarien und der Ukraine infiziert.

In Berlin sieht die Bundesregierung wegen der Vorkommnisse in St. Wolfgang noch keinen akuten Handlungsbedarf. Man verfolge das Infektionsgeschehen in allen Ländern sehr genau, sagt ein Sprecher. Wenn nötig, werden kurzfristig Reisewarnungen ausgesprochen. Das sei innerhalb der EU aber derzeit nur für Luxemburg der Fall.

Europäischer Fleckerlteppich

Auch andere europäische Staaten haben mit Besorgnis auf die Entwicklung in Österreich reagiert. Als erstes EU-Land seit der weitgehenden Liberalisierung des Reiseverkehrs vor knapp zwei Monaten führte Finnland am Montag wieder eine Quarantänepflicht für Einreisende aus Österreich ein. Österreicherinnen und Österreicher können überhaupt nur in Ausnahmefällen nach Finnland fahren oder fliegen – ein geplanter Urlaub in dem Land gehört nicht dazu. Nur in Finnland Studierende, Angehörige finnischer Staatsbürger mit Aufenthaltsrecht, Dienstreisende, Diplomaten und Durchreisende werden ins Land gelassen. Außer Letzteren wird den Betroffenen zudem eine 14-tägige Quarantäne empfohlen.

Bereits seit Samstag müssen Österreicherinnen und Österreicher bei der Einreise nach Lettland erneut in eine 14-tägige Quarantäne, einen ähnlichen Schritt erwägt dem Vernehmen nach auch Litauen.

In anderen Ländern jedoch galt am Montag weiterhin freie Einreise aus Österreich, ohne jede Einschränkung. Dazu zählten unter anderem Italien, die Schweiz, Frankreich oder die Niederlande. Wieder andere Staaten haben zunächst auf die Entwicklungen in Österreich nicht reagiert, beließen jedoch ihr bisheriges Regelwerk in Kraft, das sich auch auf österreichische Touristen bezieht. So muss man sich etwa vor der Einreise nach Griechenland registrieren. Bei der Ankunft im Land kann man dann für einen verpflichtenden Corona-Test ausgewählt werden. Bis zum Vorliegen des Ergebnisses, etwa 24 Stunden lang, sollte man sich dann selbst isolieren. (Birgit Baumann aus Berlin, Gerald Schubert, 28.7.2020)