Der Rückenwind, den Pamela Rendi-Wagner nach überstandener Mitgliederbefragung beschwor, hat sich gedreht. Scharf bläst es der SPÖ-Chefin – erraten! – aus dem Burgenland entgegen. Einmal mehr deponierte Landeshauptmann Hans Peter Doskozil seinen Unmut über die Bundespartei. Besonders g‘feanzt: Zum Krone-Interview trat der Kritiker justament im Doppelpack mit Max Lercher an, der dem Kreis um Rendi-Wagner schon lange als Aufwiegler gilt.

Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil.
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Nichts als der Egotrip eines Landesfürsten? In der Sache spricht Doskozil keinesfalls nur für sich. Die 71,4 Prozent Zustimmung der SPÖ-Mitglieder für Rendi-Wagner von Anfang Mai haben den angestauten Unmut vieler Funktionäre ja nicht ausradiert, die mauen Umfragedaten sprechen Bände.

Der Zeitpunkt jedoch macht die Sticheleien zum rein destruktiven Manöver. Es wäre Irrsinn, würde sich die SPÖ so knapp vor der Wien-Wahl im Oktober ins Chaos einer Obfraudemontage stürzen. Wenn schon Putsch, dann hätte Doskozil vor der Urabstimmung handeln müssen. Nun aber, nach dem respektablen Votum, hat Rendi-Wagner für ein halbes Jahr eine faire Chance verdient, den Turnaround zu schaffen.

Gegen Jahresende ist Zeit für die Bilanz: Kommt die SPÖ bis dahin nicht vom Fleck, muss die Führungsdebatte folgen. Doskozil darf sich dann aber nicht mehr in der unverbindlichen Rolle des Besserwissers verschanzen, sondern muss eine Alternative anbieten – ob diese nun Doskozil heißt oder nicht. (Gerald John, 27.7.2020)