Irene Fuhrmann ist die erste Trainerin des Frauenfußballteams.

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Erste zu sein, sagte Irene Fuhrmann in einem STANDARD-Interview, sei nie ihr Antrieb gewesen. Aber ein wenig stolz darauf sei sie schon. Im November 2017 war das; die ehemalige Fußballerin, zweimalige Meisterin und dreifache Cupsiegerin mit USC Landhaus, hatte gerade als erste Österreicherin die Uefa-Pro-Lizenz erworben, das höchste Trainerdiplom, das der europäische Fußballverband zu vergeben hat.

Seit gestern ist Irene Fuhrmann die erste Trainerin an der Spitze eines österreichischen A-Nationalteams, jenes der Frauen. Die 39-Jährige folgt Dominik Thalhammer, der vor zwei Wochen den österreichischen Fußballbund (ÖFB) mit seinem Abschied überrascht und nach fast zehn Jahren als Teamchef der Frauen beim LASK angeheuert hat.

Fuhrmanns Avancement ist natürlich auch historisch, vor allem aber ist es logisch. Denn die Wienerin ist seit mehr als einem Jahrzehnt für den Aufschwung mitverantwortlich, den Österreichs Frauenfußball genommen hat. Das Spiel selbst erlernte sie – wie es in Wien einmal üblich war – im Käfig. Sie habe, angespornt von der Begeisterung ihrer Brüder, von klein auf pausenlos gespielt, sagt Fuhrmann.

22 Partien im Nationalteam

In den organisierten Fußball fand sie allerdings spät, erst mit 19 Jahren während des Sportstudiums. Fuhrmann schloss sich USC Landhaus an, dem damals noch führenden Verein im Frauenfußball aus Wien-Floridsdorf. 22 Partien bestritt die Mittelfeldspielerin im Nationalteam, schon während der Karriere betreute sie bei Landhaus Nachwuchsfußballerinnen.

Coach Ernst Weber berief sie 2008 als Assistentin zum Frauenteam, 2011, nach Webers überraschendem Tod, widmete sich Fuhrmann der weiblichen U19, mit der sie 2016 an der EM in der Slowakei teilnahm. Im Jahr darauf assistierte sie Trainer Thalhammer, der das Nationalteam bei der EM-Endrunde in den Niederlanden bis ins Halbfinale führte.

Diese Erfolge wären ohne die Arbeit im nationalen Zentrum für Frauenfußball nicht möglich gewesen, an dessen Aufbau in St. Pölten Fuhrmann großen Anteil hatte. Als Individualtrainerin gab sie die Schnittstelle zum Team, auch als Cheftrainerin wird sie in Niederösterreich präsent bleiben.

Konsequenz und Einfühlungsvermögen werden Fuhrmann als Trainerin attestiert; Qualitäten, mit denen sie durchaus die Erste sein könnte, die Österreichs Fußballerinnen zu einer WM-Endrunde führt – im Jahr 2023. (Sigi Lützow, 27.7.2020)