Aus dem ursprünglich genannten Namen Commerzbank wurde nichts.

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Die Finanzmarktaufsicht (FMA) hat am Montag beim Landesgericht Eisenstadt einen Insolvenzantrag für die Mattersburg Commerzialbank gestellt. Laut Zwischenbericht des Regierungskommissärs Bernhard Mechtler ist die Bank mit 528 Millionen Euro überschuldet, wie die FMA mitteilte. Zudem sei sie zahlungsunfähig, daher gebe es auch keine positive Fortbestandsprognose.

Zum Berichtsstichtag, den 24. Juli, hatte die Bank laut Zwischenbericht liquide Mittel in der Höhe von 78 Millionen Euro. Demgegenüber stünden bereits Forderungen aus der Einlagensicherung in Höhe von 162 Millionen Euro, die sich noch auf bis zu 490 Millionen Euro ausweiten könnten. Die Bank sei daher zahlungsunfähig.

Namenswerdung

Die Malversationen in der Bank dürften schon begonnen haben, als das Institut noch im Raiffeisen-Verbund daheim war. Exbankchef Martin Pucher hatte dort gelernt; die Handelsakademie hatte er nach zwei Jahren abgebrochen. Er wurde dann Geschäftsstellenleiter, bevor der "Raiffeisen-Rebell" das Institut aus dem Sektor herauslöste – zunächst als Commerzbank. Mit diesem Namen hatte aber die – etwas größere – deutsche Commerzbank ein Problem, weswegen die Mattersburger 1997 auf den heutigen Namen umstiegen.

Pucher hat ja alle Verantwortung auf sich genommen, selbst durchgeführt habe er die falschen Buchungen oder die Fälschung der Saldenbestätigungen von anderen Kreditinstituten aber nicht, wie er den Ermittlern sagte. Er habe vielmehr Managerin K. dazu angewiesen, die habe alles umgesetzt. Das bestätigte auch K., Pucher und sie waren parallel befragt worden, ihre Aussagen stimmen überein, wie es heißt.

Luftkredite für Luftkunden

Zu den Luftgeschäften – die in Summe mindestens 400 Millionen Euro betragen sollen und damit die Hälfte der Bilanzsumme der Regionalbank ausmachen – gehören bekanntermaßen auch erfundene Kredite für erfundene Kunden. Die Frage, warum so viele Ärzte darunter sind, lässt sich nicht abschließend beantworten. Involvierte Juristen glauben aber, es sei darum gegangen, Kunden mit guter Bonität in die Bücher zu zaubern, Ärzte zähle man gemeinhin zu dieser Gruppe.

Jene, die die Ermittler bisher befragt haben, sagten aus, sie hätten kein Konto bei den Mattersburgern. "Wie heißt die Bank? Was sollen wir dort haben?", lautet denn auch die Reaktion einer Wiener Ärztin, die auf der Kundenliste steht und, wie ihr Mann, einen mehrere hunderttausend Euro schweren Kredit bei der Bank offen haben soll. Stimmt nicht, sagt die Medizinerin auf Frage des STANDARD, ihre Bank sei die Erste Group. Weder sie noch ihr Mann hätten einen Kredit. (Renate Graber, 28.7.2020)