Bestände wandernder Süßwasserfischarten haben laut einem Bericht in den letzten Jahrzehnten weltweit stark gelitten. Im Zeitraum 1970 bis 2016 seien die gut 1.400 untersuchten Populationen um durchschnittlich 76 Prozent zurückgegangen. Das geht aus einem am Dienstag veröffentlichten Report der World Fish Migration Foundation, der Zoologischen Gesellschaft London und der Umweltschutzorganisation WWF hervor.

In Europa liege der Rückgang bei 93 Prozent, hieß es. Auch in Lateinamerika und der Karibik war der Rückgang mit 84 Prozent besonders stark. Insgesamt wurde bei Süßwasser-Wirbeltieren ein Populationsrückgang von 83 Prozent verzeichnet. Damit zählen Flüsse, Seen und Feuchtgebiete zu den am stärksten vom Artensterben betroffenen Lebensräumen, wie die Studienautoren schreiben.

In Österreich nicht mehr zu sehen: der Beluga-Stör.
Foto: WWF/Lubomir Hlasek

Fortschreitende Flussverbauung

Wandernde Fische sind Arten, die darauf angewiesen sind, zum Laichen weite Strecken in Flüssen zurückzulegen. Einige davon leben auch zeitweise im Meer, etwa Aale und Störe. Für die Studie wurden knapp 250 Fischarten in Europa, Lateinamerika, der Karibik sowie Nordamerika untersucht. Zur Lage in Europa erklärte der WWF, die Entwicklung sei hauptsächlich mit der weit fortgeschrittenen Verbauung und Veränderung der Flüsse verbunden.

"Der drastische Rückgang der Wanderfische ist ein Alarmsignal für den Zustand unserer Flüsse. Wenn sich Fische aufgrund von Hindernissen nicht frei durch Flüsse bewegen können, gilt dasselbe auch für Wasser und Sediment", sagte Gerhard Egger vom WWF. "Gerade in Zeiten der Klimaerwärmung sind lebendige und klimafitte Flüsse unsere wichtigsten Helfer im Kampf gegen Hitze und Trockenheit."

Aale wandern zum Laichen flussabwärts ins Meer, doch immer öfter schaffen sie die Reise nicht.
Foto: Tim Watts

Von den heimischen Fischarten zählen 14 Spezies, darunter der vom Aussterben bedrohte Huchen, zu den Mittelstreckenwanderern mit Routen von 30 bis zu 300 Kilometern. Zu den betroffenen Langstreckenwanderern gehören der in Österreich bereits ausgestorbene Beluga-Stör oder der Aal. Der Bericht dokumentiert bei einem Teil der Arten auch Zuwächse – aus regional unterschiedlichen und teils auch ungeklärten Gründen. (red, APA, 31.7.2020)