In Frankreich wurde mit der Montage des internationalen Kernfusionsreaktors Iter begonnen. Der Tokamak-Fusionsreaktor, der Energie aus der Verschmelzung von Wasserstoff-Atomen erzeugen und damit die Funktionsweise der Sonne imitieren soll, sei "ein Versprechen des Friedens" und ein "Projekt für die Zukunft der Menschheit", sagte Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron in einer Videobotschaft.

Blick in die Aufbauhalle des Iter-Projekts.
Foto: Iter Collaboration

Um Energie aus der Verschmelzung von Wasserstoff-Atomen zu erzeugen, soll Wasserstoffplasma auf 150 Millionen Grad Celsius erhitzt werden. Ziel ist es, mit der Experimentalanlage Iter den Weg für künftige Fusionskraftwerke zur Stromerzeugung zu ebnen. Der Kernfusionsreaktor soll seinen Betrieb im Jahr 2025 aufnehmen. Dann solle das erste Plasma eingesetzt werden und Physiker mit Experimenten beginnen können, erklärte Iter-Chef Bernard Bigot. Sind diese erfolgreich, soll in den darauffolgenden Jahren das letztlich anvisierte Plasma aus den Wasserstoff-Isotopen Deuterium und Tritium entstehen. Läuft die Fusion im Reaktor einmal an, soll Iter 500 Megawatt an thermischer Energie liefern.

Explodierte Kosten

Befürworter erhoffen sich von der Kernfusion eine klimafreundliche, nahezu unendlich verfügbare Energiequelle. Kritiker halten dagegen, dass die Technologie angesichts des Aufstiegs erneuerbarer Energien zu spät komme. Iter wird im südfranzösischen Saint-Paul-lez-Durance errichtet, die Kosten werden auf mehr als 20 Milliarden Euro geschätzt, gut viermal so viel wie ursprünglich geplant.

Schematische 3-D-Darstellung des Reaktorgebäudes.
Illustration: Iter

Am Iter-Projekt sind insgesamt 35 Länder beteiligt, neben der EU die USA, Russland, China, Indien, Japan und Südkorea. Der Start der Montage sei ein historischer Moment, sagte Bigot. Der härteste Teil der Arbeit liege aber noch vor dem Team, so Bigot. Der Aufbau sei wie ein riesiges 3D-Puzzle, das unter Einhaltung eines strengen Zeitplans zusammengesetzt werden müsse.

Anlässlich der Online-Feier schickten neben Macron unter anderem auch EU-Energiekommissarin Kadri Simson und Südkoreas Präsident Moon Jae In Videobotschaften. Die beteiligten Länder begrüßten den "Meilenstein" des Projekts. (red, APA, 28.7.2020)