Seit zehn Jahren beschäftigt sich die Elisa Carlon mit der Entwicklung und Optimierung nachhaltiger Energiesysteme.

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Als leidenschaftliche Fußballerin hat Elisa Carlon schon früh gelernt, dass ihr in klassischen Männerdomänen nichts geschenkt wird. Beim regelmäßigen Kicken mit Freunden ihres Mannes hält sie sich deshalb an den Grundsatz "Du darfst als Frau in einem Männerteam niemals die Schlechteste sein".

Von dieser unambitionierten Position ist die 36-jährige Umwelttechnikerin ohnehin weit entfernt – als Stürmerin auf dem Rasen ebenso wie als Senior Researcher bei Bioenergy 2020+. Seit zehn Jahren beschäftigt sich die Italienerin in diesem von Wirtschafts- und Klimaschutzministerium geförderten Comet-Kompetenzzentrum mit der Entwicklung und Optimierung nachhaltiger Energiesysteme.

"Konkret arbeite ich etwa daran, Blockholz- und Pelletkessel sowie die entsprechenden Öfen effizienter zu machen, ihren Emissionsausstoß zu reduzieren und diese umweltfreundlichen Systeme für den Endverbraucher so komfortabel wie möglich zu gestalten", berichtet Carlon.

Ein anderes ihrer zahlreichen Forschungsprojekte befasst sich mit Luft-Wasser-Wärmepumpen, an deren Weiterentwicklung sie maßgeblich mitwirkt. Für ihre Leistungen in diesem nach wie vor männlich dominierten Forschungsbereich wurde sie im Rahmen der Femtech-Initiative des Klimaschutz- und Technologieministeriums zur Expertin des Monats gekürt.

Italienische Mentalität

Aufgewachsen in der Nähe von Padua, studierte Carlon zunächst Umwelt- und Landtechnik an der Università degli Studi di Trento, ihre Doktorarbeit schrieb sie berufsbegleitend an der Universität Bozen. "Als ich 2010 meine Stelle in Wien antrat, beherrschte ich insgesamt drei deutsche Worte: ja, nein und danke", lacht sie. Um wirklich in Österreich anzukommen, mussten also auch einige Sprachkurse absolviert werden.

Da auch ihr italienischer Ehemann zur gleichen Zeit eine Anstellung als Meteorologe an der Wiener Uni fand, konnten die beiden zumindest zusammen deutsche Grammatik und österreichischen Wortschatz büffeln.

Seit einem halben Jahr ist man im Hause Carlon zu dritt, mit der kleinen Marina als Dreh- und Angelpunkt des erweiterten Familienlebens. Dass nach den Wochen des Corona-Lockdowns nun endlich wieder Oma und Opa aus Italien zu Besuch kommen können, sieht die Umwelttechnikerin als nachhaltigen Energie-Booster mit emotionalem Mehrwert.

Ab kommendem Jänner wird sie nach der Babypause wieder Vollzeit arbeiten: "Darauf freue ich mich schon, denn ich vermisse meine Arbeit und die Kollegen", sagt Carlon. Ob sie auch Italien vermisst?

Zumindest bestimmte Aspekte der italienischen Mentalität: "Ich mag die Offenheit der Italiener – sie wollen nicht perfekt erscheinen und reden über alles, auch über ihre Probleme." Die Österreicher, so ihre Beobachtung, hätten einfach mehr Angst, ihre Schwächen zu zeigen.

Natürlich haben die Jahre in Wien auch bei ihr eine gewisse Verösterreicherung bewirkt und ihren kritischen Blick auf die eigene Kultur geschärft. "In Italien habe ich inzwischen das Gefühl, dass die Leute ohne Unterlass reden und generell sehr laut sind", meint sie. "Außerdem ist alles ziemlich chaotisch!" (Doris Griesser, 1.8.2020)