Die neue Smartphoneapp ermittelt die individuell besten Routen.

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Vorarlberg ist als Nachbar Deutschlands, Liechtensteins und der Schweiz von grenzüberschreitendem Verkehr geprägt. Dazu zählt neben dem täglichen Pendlerverkehr auch der Tagestourismus mit seinen Zielen am Bodensee, im Montafon oder im Bregenzer Wald. Der öffentliche Verkehr ist vergleichsweise gut ausgebaut. Man ist aber bemüht, noch viel mehr Verkehrsteilnehmer zu Bus-, Bahn- und Radfahrern zu machen.

Die Forschungsinitiative "Cross-border smart mobility within the greater region of Vorarlberg" engagiert sich in diesem Bereich. Als Teil des Projekts Melinda, das, gefördert vom Interreg-Alpine-Space-Programm der EU, nachhaltige Mobilität im Alpenraum forciert, wird hier eine Anwendung geschaffen, die Verkehrsteilnehmern wie -planern Nutzen bringen soll. Projektpartner sind die FH Vorarlberg und die Mobilitätsagentur des Klimaschutzministeriums, Austria Tech.

Individuelle Routen

Im Zentrum steht eine Smartphoneapp. "Verkehrsteilnehmer können mit dieser App über alle Verkehrsträger hinweg Routen planen – auf Basis selbst festgelegter Nachhaltigkeitskriterien", sagt Florian Maurer vom Forschungszentrum Business Informatics der FH Vorarlberg.

"Die Reise selbst kann dann vom Nutzer aufgezeichnet und für eine individuelle und gemeinschaftliche Auswertung zur Verfügung gestellt werden." Die gemeinsame Auswertung macht dabei Data-Mining und Forschung zu Verkehrsströmen und Mobilitätsservices möglich.

Nutzer der Melinda-App legen ein Profil an, das neben den bevorzugten Verkehrsmitteln auch festlegen lässt, ob die individuelle Route nach Umwelt- oder Gesundheitskriterien, nach möglichst kurzer Dauer oder geringen Kosten ausgerichtet sein soll. Man legt fest, wie viel CO2-Emissionen man einsparen und wie viele Kalorien man durch Bewegung verbrauchen möchte.

Auch maximale Weglängen zu Fuß und per Fahrrad gehören zu den Angaben. Basierend auf diesen Vorgaben werden dann die individuell besten Routen ermittelt. Die Nachhaltigkeitserfolge werden mittels eines Punktesystems vor Augen geführt.

Visualisierung und Kontrolle

Wählt man den Trackingmodus, erkennt die App selbstständig die genutzten Verkehrsmittel. Nutzerdaten werden nicht automatisch aufgezeichnet, betont Maurer. "Die Nutzer müssen Trackingmodus und Upload des Tracks bewusst auswählen und bestätigen. Je mehr Nutzer das tun, desto besser ist es für uns." In dem resultierenden Datensatz können Mobilitätsmuster und Infrastrukturschwachstellen abgelesen werden.

Verkehrsflüsse können visualisiert und der Erfolg von Maßnahmen kontrolliert werden. Künftig möchten die Forscher mit Betreibern auf diese Art Verkehrsangebote besser an reale Bedürfnisse von Bürgern anpassen. "Man könnte Fußgängerzonen besser gestalten, Radwege gezielter ausbauen oder Infomonitore auf Bahnhöfen umsichtiger planen", sagt Maurer.

Melinda ist eines von vielen Projekten, die die Austria Tech begleitet. "Wir sehen uns an, welche Instrumente im Mobilitätsbereich zielführend sind. Die Visualisierungen von Auswirkungen der Maßnahmen sind ein wichtiger Ansatz in diesem Umfeld", betont Nora Spiegel von der Bundesagentur.

Ein Erfolg konnte auch abseits der Mobilität verbucht werden: Zwei Praktikantinnen im Projekt wurden mit der "Talente Praktika"-Auszeichnung des Klimaschutzministeriums prämiert. (Alois Pumhösel, 31.7.2020)