Wir sollten uns keine Illusionen machen. Auf die zweite Welle der Corona-Infektionen, vor der Virologen immer gewarnt hatten, muss niemand warten. Diese Welle ist längst angerollt. Die ersten Anzeichen dafür sind unübersehbar, in mehreren EU-Staaten – auch in Österreich, nicht nur in St. Wolfgang. Es beginnt immer kleinräumig, unauffällig. So war das auch Ende Februar bei der ersten Welle.

Die zweite Welle der Corona-Infektionen ist längst angerollt.
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Nun kündigt der deutsche Gesundheitsminister Großes an: Alle Urlaubsrückkehrer aus Risikoländern sollen getestet werden. Er weiß, warum. Bei Millionen Touristen ist eine gezielte Lokalisierung Infizierter kaum möglich.

Beispiel Belgien: Seit zwei Wochen steigen die Infiziertenzahlen signifikant an. Diesmal ist die Gruppe der 20- bis 39-jährigen "Aktiven" besonders betroffen, nicht die Alten. Die Regierung hat als erste in Europa strengste Maßnahmen verordnet. Und in Österreich? Nach der Lockerung der Zwangsmaßnahmen im Juni ist die Gefahr ein wenig aus dem Blick geraten. Die türkis-grünen Regierenden und ihre behördlichen Zuarbeiter tun so, als hätten sie "alles im Griff"; als wäre ihre Strategie der Clusterbekämpfung einzig richtig und unfehlbar.

Das hat man anderswo auch lange geglaubt. Was besonders schlimm ist: Wie schon bei der ersten Corona-Welle scheint das gemeinsame Europa abgemeldet. Die nationalen Regierungen tun, was sie wollen, unkoordiniert. Die EU-Kommission ist in der Sommerpause, beschränkt sich auf Appelle. (Thomas Mayer, 28.7.2020)