Hauptsponsor Koch und Exsponsor Zimmermann weisen Vermutungen, Kreditgeld könnte an den SV Mattersburg geflossen sein, zurück.

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Wien – Wie auch immer sich die Zukunft des Fußballklubs SV Mattersburg gestalten mag, was auch immer die Ermittlungen rund um die pleitegegangene Mattersburger Commerzialbank ergeben werden: Sponsor Ernst Zimmermann ist draußen. Und steckt in der Commerzialbank, deren Chef Martin Pucher die Bilanzen um hunderte Millionen Euro hat auffrisieren lassen, tief drin: mit einem Kredit von rund 10,5 Millionen Euro, den ihm die Bank seines alten Kindheitsfreundes Pucher eingeräumt hat.

Zimmermann, der im Aufsichtsrat der Bank sitzt, hat in den vergangenen Jahren um die drei Millionen Euro für die Bundesligisten springen lassen, auf den Hosen der Spieler und auf den Banden war die Werbung zu sehen. Den Vorwurf, der Inhaber eines Dachdeckerei- und Spenglerunternehmens habe Kredit bekommen, der als Sponsoring in den Klub floss, weist Ernst Zimmermann zurück. "Mit Eid würde ich schwören, dass es keinen Kredit gibt, den ich bekommen und als Sponsor weitergeleitet habe."

Krise beendete Sponsoring

Der Großteil des Geldes sei für den Bau der neuen Unternehmenszentrale gewesen. Aber er habe die Vermutung, dass auch er beziehungsweise die Firmen, die seit 2018 seine Söhne führen, zu den Schein-Kreditnehmern zählen könnten.

Seit 2018 ist es auch vorbei mit dem Sponsoring. Die Erklärung dafür findet sich unter anderem in der 2018er-Bilanz der Zimmermann GmbH. Deren tiefrote Eckpunkte: negatives Eigenkapital von rund sieben Millionen Euro, Gesamtverbindlichkeiten: 12,7 Millionen, Verlust: 7,6 Millionen Euro. Ein beachtliches betriebswirtschaftliches Debakel, das Zimmermann mit hohen Ausbuchungen und Wertberichtigungen erklärt, etwa aus Aufträgen der (pleitegegangenen) Alpine. "2018 haben wir einen Schnitt gemacht", da habe er dann auch an seine Söhne übergeben.

Überleben dank der Bank

Die positive Fortbestandsprognose von Jänner verdankt der Ex-Fußballsponsor der Commerzialbank, "die der Abdeckung des Finanzbedarfs zugestimmt hat", heißt es in der Bilanz. Das Institut habe die Fortbestandsprognose unterschrieben und die Finanzierung gewährleistet, so Zimmermann senior.

Er selbst habe in der Bank immer nur mit seinem alten Freund Pucher zu tun gehabt, mit dem sei er aufgewachsen, den kenne er seit mehr als 60 Jahren. Warum er nun glaubt, dass seine Familie auf der Liste der erfundenen Kreditnehmer stehen könnte? Einer seiner Söhne habe ein "Baukonto", das er überziehen könne. Ausgemacht gewesen sei mit der Bank, dass dann später ein Kreditvertrag gemacht wird.

Gibt es einen Scheinkredit?

Heuer im Februar (da begann die Vor-Ort-Prüfung der Bankenaufseher) habe sein Sohn dann den Kreditvertrag abschließen wollen, sei von den Bankern aber immer nur vertröstet worden, erzählt Zimmermann. Mag sein, dass es schon einen "Kredit" gegeben habe, einen erfundenen, mutmaße die Familie.

Allerdings hat Zimmermann seit 2017 auch noch ganz andere Probleme. Nach einer Finanzprüfung, die 2017 begonnen habe und bis April 2018 gelaufen sei, rückten die Ermittler am 4. Juli 2018 zur Hausdurchsuchung an den Firmenstandorten und an den Wohnadressen der Unternehmer an. Die Staatsanwaltschaft Eisenstadt prüft Vorwürfe der Finanzbehörden gegen Zimmermann, es gehe um Ungereimtheiten in der Buchhaltung, Rechnungen seien nicht genau zuordenbar. Genaueres wisse er nicht, auch die Akteneinsicht seines Rechtsanwalts habe nur ergeben, dass die Ermittlungen noch laufen.

Aufsichtsrat trotz Ermittlung

Und trotz der strafrechtlichen Ermittlungen (es gilt die Unschuldsvermutung) eines großen Commerzialbank-Kreditkunden hat der nach wie vor Sitz und Stimme im Aufsichtsrat des Instituts? Ja, die Bank habe vom Ermittlungsverfahren gegen ihn gewusst, aber niemand habe ihm nahegelegt, sein Mandat niederzulegen, sagt Zimmermann dem STANDARD. Er saß seit 1995 im Kontrollgremium, Unregelmäßigkeiten seien dort nicht aufgefallen.

Michaela Koch, Geschäftsführerin des Hauptsponsors der Kicker vom gleichnamigen Baustoffunternehmen Koch (sponsern seit 1981), bestreitet die Vermutung, da könnte via Kredit Sponsoringgeld in den SV Mattersburg geleitet worden sein. Man habe nur einen Kontokorrentkredit und sei selbst Opfer: Alles Ersparte der Eltern sei in der Commerzialbank verloren, so Koch. Das Unternehmen hatte zuletzt ein negatives Vorsteuerergebnis von rund 1,6 Millionen Euro; für die Tochter Baustoffwagner (negatives Eigenkapital: 5,9 Millionen Euro) haftet es per harter Patronatserklärung. Warum Koch den Fußballverein trotzdem sponsert, erklärt die Chefin so: Man habe die Gewinne nicht entnommen, es stecke genug Geld im Unternehmen. Und: "Wir hätten unsere Hände für Pucher ins Feuer gelegt."

Am Dienstag wurde das Konkursverfahren über die Bank eröffnet. (Renate Graber, 28.7.2020)