Wir gehören ja jetzt zu den frugalen Europäern, also zu jenen, die gemäß Duden-Definition einfach, bescheiden und, andersrum ausgedrückt, nicht üppig leben. Das hat Österreichs Regierung jüngst in Brüssel unter Beweis gestellt, als es um Corona-Hilfen für die EU-Staaten ging.

Das Frugale (bloß nicht zu verwechseln mit: das Geizige) hat sich längst auch in Österreich etabliert. Es wurde nur noch nicht als solches erkannt.

Österreicher gehören zu den frugalen Europäern, also zu jenen, die einfach und bescheiden leben.
Foto: imago/Christian Ohde

Einzelne Mitglieder der österreichischen Regierung leben die neue Bescheidenheit aber längst, wie jüngst im parlamentarischen Ibiza-U-Ausschuss aufgedeckt wurde. Der heutige Finanzminister etwa hatte in seiner früheren Funktion als Kanzleramts- und Kunstminister nicht einmal einen Laptop: "Ich glaube, ich habe (...) gar keinen gehabt. Ich habe da übers Handy gearbeitet", verriet er den Parlamentariern, er arbeite "sehr effizient". Bescheiden halt auch.

Wobei das ja noch viel weiter geht. Mitunter sparen unsere Regierenden sogar am Schuhwerk, wie man seit 15. Mai 2019 weiß. Da verzichtete der Kunst- und heutige Finanzminister sogar auf Schuhe. Wahrscheinlich um den Abrieb an Sohle und Absatz samt entsprechenden Reparaturkosten zu vermeiden, stand er in (türkisen) Socken im Plenarsaal des Parlaments.

Wer das damals als Zeichen mangelnden Respekts dem Hohen Haus gegenüber interpretierte, der weiß es heute besser.

Auch das war schon frugal. (Renate Graber, 29.7.2020)