Die Frage, wer den SV Mattersburg (wirklich) gesponsert hat und woher all das Geld kam, beschäftigt die Ermittler.

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Wien – In der Mattersburger Commerzialbank wurden offenbar auch Sponsorverträge mit dem Bundesliga-Fußballverein SV Mattersburg gefälscht – dieser Verdacht erschließt sich aus den laufenden Ermittlungen.

Konkret dürfte es sich dabei etwa um künstlich aufgeblasene Sponsorzahlungen der Energie Burgenland drehen. Das Unternehmen unterstützt den Fußballverein seit der Saison 2005/2006 "mit einem Betrag im mittleren fünfstelligen Bereich", wie seine Sprecherin Hannelore Halwax auf Anfrage erklärt. Die erste Sponsoringvereinbarung sei noch vom Vorgängerunternehmen der heutigen Energie Burgenland eingegangen worden. Die Gegenleistungen des SV Mattersburg würden erbracht, so die Unternehmenssprecherin.

Gefälschtes Sponsoring

Allerdings sollen die Sponsoringzahlungen in der Bank wesentlich erhöht worden sein, ohne Wissen des Energieversorgers. Dem Vernehmen nach soll es auf diese Weise auch zu einem gefakten Sponsoring von Wüstenrot für die Mattersburger Bundesligisten gekommen sein. Wüstenrot sponsert den Verein aber überhaupt nicht, wie das Unternehmen erklärt. Das Jahresbudget des Fußballvereins lag zuletzt bei 6,4 Mio. Euro. Sollten sich die Vorwürfe erhärten, würde ein großer Teil davon in Wirklichkeit aus Mitteln der Bank oder Fake-Krediten stammen. Wobei die Bank selbst auch offizieller Sponsor war. Der Bundesliga-Senat hat am Dienstag ein Verfahren gegen den Verein eingeleitet.

Mehr zum Sponsoringthema sollen weitere Einvernahmen von Exbankchef Martin Pucher ergeben, er war ja bis vor kurzem auch Präsident des Fußballklubs und kurz auch Präsident der österreichischen Bundesliga. Puchers Gesundheitszustand soll sehr schlecht sein, die Frage, wie er in seinem Zustand bis vor zwei Wochen eine Bank führen konnte, wurde offiziell noch von niemandem beantwortet. Der Exmanager ist seit 2015 angeschlagen.

Bankchef ohne Computer

Gefälscht und erfunden wurden ja auch Kredite, umgesetzt hat das laut übereinstimmenden Aussagen Exmanagerin K. im Auftrag Puchers Er habe noch nie einen Computer bedient, sie habe etwa auch die Drucksorten für Saldenbestätigungen (von erfundenen Guthaben bei anderen Banken) organisiert und rund um die Uhr gearbeitet, auf dass die Malversationen nicht auffliegen. Die WKStA ermittelt und es gilt die Unschuldsvermutung.

Wirtschaftsprüfer TPA sieht sich als Opfer der Bank, er prüft die Bilanzen des Instituts seit 2006 ohne Unterbrechung . Allerdings soll eine Vorgängergesellschaft der TPA (Nidetzky & Partner) schon 1995 bei der Ausgliederung des Instituts aus dem Raiffeisensektor beraten haben. Gerhard Nidetzky (er ist 73 und seit zwölf Jahren in Pension, wie er sagt) schließt das nicht aus, er habe damals auch das Land Burgenland beraten. Ob Nidetzky & Partner damals Abschlussprüfer der Commerzialbank wurde? "Ich habe das nie gemacht, ich glaube, auch nicht Nidetzky & Partner", sagt Nidetzky. Er erinnere sich nicht mehr. (Renate Graber, 29.7.2020)