Wien – In den Reigen der Interessensgemeinschaften, die in den vergangenen Monaten coronabedingt gegründet wurden, reiht sich nun auch die IG Freie Musikschaffende. Wie es am Donnerstag in einer Aussendung heißt, fühlen sich freischaffende Musiker "mehr und mehr wie Mitglieder eines Bettelordens behandelt".

Mit der neuen Interessensgemeinschaft will man sowohl die Öffentlichkeit als auch die Politik und Veranstalter auf die spezifischen Probleme der freien Musikerinnen und Musiker aufmerksam machen. Kritisiert wird etwa generell, dass auch nach der Veröffentlichung der Studien zur sozialen Lage der Künstler in Österreich "keine Verbesserungen zu erkennen" seien, die prekäre Lage vieler Kulturschaffender habe sich kaum verbessert. Die Coronakrise habe die Situation für Musikerinnen und Musiker "noch besonders verschärft".

Verwiesen wird auch auf die Absicherungsmaßnahmen anderer Länder wieder der Schweiz oder einigen deutschen Bundesländern. Die mittlerweile legendäre Pressekonferenz der damaligen Kulturstaatssekretärin Ulrike Lunacek (Grüne) sei für freischaffende Musiker "wie ein Schlag ins Gesicht" empfunden worden. Aus Protest habe der Musikpädagoge und Kontrabassist Johannes Stöcker daraufhin die Partei verlassen und die Notwendigkeit verspürt, eine Interessensgemeinschaft zu gründen.

Dreiste Rhetorik vieler Veranstalter

Zu den weiteren Mitgliedern zählt u.a. die Oboistin und Blockflötistin Ana Ines Feola: "Die Unkosten für geringere Publikumszahlen und das gesamte Risiko bei abgesagten Konzerten wurde nicht vom Staat, vom Publikum oder von den Veranstaltern getragen sondern auf die Musikerinnen und Musiker abgewälzt." Als besondere Dreistigkeit empfand die Musikerin die Rhetorik der Veranstalter: "Wir verdienten noch schlechter als zuvor und sollten dankbar sein, für einen Hungerlohn wieder spielen zu dürfen."

In der IG Freie Musikschaffende arbeitet derzeit ein 15-köpfiges Kernteam in verschiedenen Arbeitsgruppen. In allen Bundesländern wurden Strukturen aufgebaut. Im Laufe der nächsten Wochen und Monaten werde die IG ihre konkreten Vorschläge und Forderungen präsentieren. (APA, 30.7.2020)