Wer es sich leisten kann, wird in Mallorca den absoluten Luxus finden. Das Segment ist zuletzt auch trotz Corona sehr stabil geblieben.

Foto: Engel & Völkers

Wer in Deutschland die Frage stellt, welche Balearen-Insel denn die beliebteste sei, wird entweder doof angeschaut oder gleich ignoriert. Natürlich Mallorca, das inoffizielle 17. Bundesland, der Urlaubsort schlechthin, die vermeintlich deutsche Insel im Mittelmeer. Die überglücklichen Touristen bestätigten diesen Eindruck, nachdem sie in den ersten Fliegern nach dem Lockdown gesessen und endlich wieder auf Mallorca angekommen waren.

Auch Österreicher lieben "Malle"

Doch nicht nur die Nachbarn aus dem Norden wissen die Insel mit ihren rund 900.000 Einwohnern zu schätzen. Auch die Österreicher lieben "Malle", sagt Florian Hofer, Balearen-Experte für Engel & Völkers, ein international tätiges Maklerbüro. "Mallorca ist die einzige Insel, die ein echtes Ganzjahresdomizil ist." Für die Immobilienbesitzer, die nicht nur in den Sommerferien hinfliegen wollen, seien nämlich besonders das Frühjahr und die Osterzeit attraktiv.

Der Stellenwert der Insel zeigte sich auch in den ersten Wochen nach dem Lockdown: "Man hat es ja jetzt in Corona-Zeiten gemerkt, die ersten Flüge, die wieder gingen, hatten das Ziel Mallorca", sagt Immobilienmakler Hofer. Auch auf den Balearen selbst sei fast alles auf Mallorca ausgerichtet. Die Infrastruktur funktioniert dort am besten, Flüge werden ganzjährig angeboten, es gibt viele internationale Schulen, und auch die Krankenhäuser sind, da sie auf die Hauptsaison vorbereitet werden müssen, auf einem höheren Standard als auf den Nachbarinseln Menorca und Formentera.

Warum nicht Ibiza?

Auf Mallorca selbst sei weiterhin die Hauptstadt Palma der Dreh- und Angelpunkt der Insel. "Palma ist ein kleines Barcelona", sagt Hofer und weist vor allem auf die internationale Gastronomie und das große Kulturangebot hin. Doch auch die Vielfalt Mallorcas mache die Insel zu einem beliebten Ferienziel, und das für jeden: "Man kann in Cala Rajada mit dem Fußballverein Low-Budget-Urlaub machen. Man kann aber auch in einer Finca für 70.000 Euro pro Woche und Hubschrauberlandeplatz im Südwesten entspannen."

Warum Ibiza nicht die Lieblings-Balearen-Insel der Österreicher ist, dürfte mittlerweile zwar jedem klar sein, und doch habe der Skandal sehr wenig Einfluss gehabt: "Außerhalb Österreichs haben das natürlich Leute mitbekommen, mit einem Schmunzeln oder Kopfschütteln, aber das ist bei den Touristen gar kein Thema. Bei den Österreichern übrigens genauso wenig."

Es liege schlicht und einfach an der unterschiedlichen Ausrichtung – und die zielt in erster Linie auf die Partyszene ab. Von konkreten Mietanfragen für die "Strache-Villa" wisse man übrigens nichts.

Flaute im Tiefpreissegment

Natürlich hat die Corona-Pandemie auch Mallorca nahezu stillgelegt. Das merken die Makler aber vor allem in den Tiefpreissegmenten. Aktuell seien besonders viele kleinere Wohnungen in Palma zu bekommen. Kurzarbeit, Kündigungen, Tourismuseinbruch – viele Mallorquiner würden jetzt ihre Wohnungen lieber verkaufen, um liquide zu bleiben.

Unberührt von der Krise sei hingegen das Luxussegment, sagt Hofer. Der Markt für die Objekte über 300.000 Euro (bis rund 30 Millionen Euro) sei, wie auch in den letzten Jahren schon, stabil geblieben. Ein Bild, das Experten bereits öfters während der Pandemie zeichneten: Die Krise trifft eben nicht die Reichen, sondern die Mittelständler und die Armen.

Sehnsucht nach Draußen

Corona habe aber dazu geführt, dass der Fokus bei einer Ferienwohnung nun ein anderer sei: "Wir bemerken, dass die Wichtigkeit der eigenen vier Wände einen Push bekommen hat", sagt Hofer. Balkone seien nun noch wichtiger, begehrt seien außerdem Wohnungen im Erdgeschoß, um nicht auf Aufzüge angewiesen zu sein. Kleine Communitys, Pools, Dachterrassen, Fincas mit Grundstück – danach suchen die Menschen jetzt vermehrt. Schon das Gefühl des Eingesperrtseins habe eine Sehnsucht bei vielen erweckt.

Für das Maklerbüro gibt es aber auch Veränderungen, die wahrscheinlich auch nach dem Ende der Pandemie beibehalten werden. Die Art der Besichtigungen sei so eine. Um Kunden trotz der Ausgangsbeschränkungen Zugang zu den Fincas zu gewähren, etablierten sich – wie auch in Österreich – die virtuellen Rundgänge. Hier flitzt man wie bei Google Street View Schritt für Schritt durch die abfotografierte Immobilie und kann sich so ein eigenes Bild von dem Objekt machen. Auf Wunsch auch mit Maklerkommentar.

Virtuell einrichten

Praktisch: Meist sind die Räume dadurch auch ausgemessen und können so auch virtuell eingerichtet werden. Dieses System löse zwar die persönliche Besichtigung nicht ab, so Hofer, "ist aber ideal für eine Erst- oder Nachbesichtigung".

Es ist also nicht nur ein bundesdeutsches Phänomen, die Faszination Mallorca. Auch die Österreicher machen hier besonders gerne Urlaub und leisten sich Zweit- und Drittwohnsitze auf der Balearen-Insel.

"Malle" muss also nicht "nur einmal im Jahr" sein, wie es in einem Partysong heißt, der für die launigen Nächte am berühmt-berüchtigten "Ballermann" geschrieben wurde. Derzeit ist dort aber bekanntlich auch Sendepause. (Thorben Pollerhof, 11.8.2020)