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Wie viele kleine Braune braucht es, um Wiens Kaffeehauskultur wiederzubeleben? Zumindest zwei, sind sich die Cafetiers einig.

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Wien – Sie sind Gastgeber ohne Gäste. 2.200 Kaffeehäuser zählt Wien, doch seit Corona kämpfen viele unter ihnen ums Überleben. Touristen bleiben fern. Die Wiener arbeiten im Homeoffice, viele sind in Kurzarbeit. Geschäftstermine werden in die virtuelle Welt verlegt. Dazu kommen strikte behördliche Abstandsregeln.

Die Betriebe können derzeit gerade einmal 50 bis 60 Prozent ihrer Sitzplätze vergeben, sagt Wolfgang Binder, Eigentümer des Café Frauenhuber und Branchenobmann.

Die geringe Auslastung mache es schwer, die laufenden Fixkosten zu stemmen, auch wenn ein Teil der Belegschaft in Kurzarbeit sei. "Die Betriebe wollen ihre Mitarbeiter halten." Damit das gelingt, üben sie sich in Selbsthilfe. Schauspieler wie Adele Neuhauser, Josef Hader und Nicholas Ofczarek bewerben nun zwei Tassen Kaffee als mögliche Retter der Wirte. Soziale Medien sollen die Videospots unter ihre Landsleute bringen. Gut 51.000 Jobs stehen auf dem Spiel.

Café Hofburg und Residenz warten ab

Das sei besser, als den Kopf in den Sand zu stecken, sagt Irmgard Querfeld, die in Wien mit ihrer Familie zehn Gastronomiebetriebe und Traditionskaffeehäuser führt. Ihr seit dem Shutdown geschlossenes Café Museum sperrt am Freitag wieder auf. Kooperiert wird mit Partnern aus Kunst und Literatur. Gäste können sich an ihre eigenen musikalischen Talente auf Klavieren auf der Terrasse herantasten. Café Hofburg und Café Residenz bleiben in der Corona-Zwangspause. Ein neuer Pop-up-Biergarten half, die Zahl der 350 Arbeitsplätze zu sichern – trotz Umsatzverlusten von 60 Prozent in den meisten geöffneten Betrieben, zieht Querfeld Zwischenbilanz. "Es gibt neue Chancen, aber sie liegen nicht herum, man muss sie finden."

Die von der Stadt Wien ausgegebenen Gastronomiegutscheine brachten zusätzliche Kunden. Für die Wirte selbst sei finanziell aber nicht allzu viel übrig geblieben. Was immer die Zukunft bringe: "So wie früher wird es nicht mehr." (Verena Kainrath, 31.7.2020)