Foto: imago images/ZUMA Press
Liegt der Schlüssel für Trumps Wiederwahl in einer Wahlverschiebung? Diese wird er nicht bekommen.
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Es war programmiert. Donald Trump hat das Briefwählen schon so oft zu einem Verfahren erklärt, das zum Betrug geradezu einlade, dass es schon nicht mehr überrascht, wenn er nun erstmals laut über eine Verschiebung der Wahl am 3. November nachdenkt.

Er tut es nach seiner altbekannten Methode, die Frage in einem Tweet mit drei Fragezeichen versehen. Soll keiner behaupten, er habe den Aufschub gefordert! Trump sät Zweifel, er wirft Thesen in die Debatte, ohne sie zu belegen. Doch festnageln lässt er sich nicht, nach dem Motto, dass es ja wohl legitim sei, eine Frage zu stellen.

Beweise bleibt er schuldig, weil es Beweise nicht gibt. Dass Briefwahlen in den USA manipuliert werden, ist ein Märchen, das an Wahrheitsgehalt nicht gewinnt, wenn er es ständig wiederholt. Doch allein schon der Verdacht reicht, um den harten Kern seiner Anhänger anzustacheln.

Das weckt Erinnerungen an 2016. Falls er gegen Hillary Clinton verliere, twitterte der damalige Immobilientycoon, dann nur, weil ihm der Sieg gestohlen werde. 84 Prozent der den Republikanern zuneigenden Wähler glaubten es ihm.

Natürlich wäre es Trump lieber, wenn statt im November erst im Sommer nächsten Jahres abgestimmt würde. Vielleicht gibt es bis dahin einen Impfstoff gegen das Coronavirus, vielleicht ist die Wirtschaft wieder in Schwung gekommen, vielleicht ist dann schon verblasst, wie miserabel er die Krise managte.

Nur: Nicht einmal Kriege haben das Land bisher davon abgehalten, alle vier Jahre einen Präsidenten zu wählen. Und es steht nicht in Trumps Macht, mit der stolzen Tradition zu brechen.

Gesetze müssten geändert werden, der Kongress müsste mit klarer Mehrheit entscheiden. Dies als wenig wahrscheinlich zu bezeichnen, ist wohl noch untertrieben. De facto ist er unantastbar, der Wahlkalender Amerikas. Wenn Trump daran rüttelt, bestätigt er nur die Albträume seiner Gegner. Im Falle einer Niederlage wäre er womöglich der erste Präsident der jüngeren US-Geschichte, der sich weigert, das Ergebnis einer demokratischen Wahl anzuerkennen. (Frank Herrmann, 30.7.2020)