Dass Donald Trump nicht regieren kann, hat sich in der Corona-Krise deutlich gezeigt. Aber ein Talent besitzt der US-Präsident wie kein anderer: die Aufmerksamkeit der Medien immer wieder auf sich zu lenken. Wenn die Zahl der Infektionen explodiert, die Wirtschaft implodiert und seine Popularitätswerte weiter fallen, nutzt Trump sein Lieblingsspielzeug Twitter, um einen neuen Sturm der Empörung auszulösen: Erstmals bringt er eine Verschiebung der Präsidentenwahl ins Spiel, weil die von vielen Bundesstaaten forcierte Briefwahl angeblich dem Wahlbetrug Tür und Tor öffnet.

US-Präsident Donald Trumps einziges Mittel, um der drohenden Niederlage zu entkommen, ist, bis zum Wahltag möglichst viel Chaos zu säen.
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Eines vorweg: Der Präsident kann die für 3. November angesetzte Wahl nicht verschieben. Und wenn Trump gegen Joe Biden verliert, was alle Umfragen derzeit signalisieren, dann muss er am 20. Jänner 2021 das Weiße Haus verlassen. Dieser Termin steht in der Verfassung. Die Angst, dass er sich im Stil seiner autoritären Freunde an die Macht klammern wird, ist unbegründet. Auch auf den Wahlablauf kann der Präsident wenig Einfluss nehmen, den bestimmen die Bundesstaaten.

Trumps einziges Mittel, um der drohenden Niederlage zu entkommen, ist, bis zum Wahltag möglichst viel Chaos zu säen und so die Stimmen derer zu gewinnen, die sich eine starke Hand an der Spitze des Staates wünschen. Deshalb schickt er Bundespolizisten wie eine Invasionsarmee gegen Demonstranten in die Städte und sucht jede Gelegenheit zur Provokation – selbst wenn er dafür Verfassung und Realität negieren muss. (Eric Frey, 30.7.2020)