Regionalität und Nachhaltigkeit stehen in Zeiten von Corona hoch im Kurs. Kein Politiker, der nicht Konsumpatriotismus trommelt und Landwirte als Systemerhalter über den grünen Klee lobt. Der Nährboden für Lebensmittel aus Österreich könnte besser nicht sein. Justament in diese Aufbruchstimmung fällt das Ende der von Nationalstolz geprägten Marke "A faire Milch".

Das Projekt "A faire Milch" ist gescheitert.
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Bauern wollten mit ihr ihre Geschicke selbst in die Hand nehmen: raus aus der Abhängigkeit von Genossenschaften und stattdessen lieber der Macht der Konsumenten vertrauen, die bei Lebensmitteln die Kostenwahrheit nicht scheuen. Sie versuchten, Milch gebündelt selbst zu vermarkten, um der Abwärtsspirale bei den Preisen zu entkommen. Doch das Projekt scheiterte, die Marke verschwindet aus den Supermärkten.

Die Rebellen machten ihre Rechnung ohne den realen Markt. Für Molkereien, die den Milchfluss steuern, war es ein Leichtes, sie hart auszubremsen. Einzelkämpfer, die ihre genossenschaftliche Strukturen kritisieren, riskieren die wirtschaftliche Existenz. Sich vom Druck der Weltmärkte entkoppeln zu können ist Illusion. Und auf die Kunden ist kein Verlass. Sie geben als Weltretter nicht viel her. Denn sie lieben zwar faire Verhältnisse, aber nur wenn diese nicht mehr kosten. Bei Milch ist die Auswahl an Extrazuckerln, von Bio bis Heumilch, groß. Ein rot-weiß-rotes Logo allein ist kein Garant für Erfolg. (Verena Kainrath, 30.7.2020)