Mitbewohner, auf die ich verzichten kann: Vögel.

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Vorneweg: Hitchcock hat bei mir Spuren hinterlassen. Auch wenn ich keinem Vogel etwas zuleide tun könnte, ein großer Fan der gefiederten Arten werde ich wohl nie. Als dann unlängst ein Exemplar auf unserem Balkon einzog und keine Anstalten machte, zu verschwinden, war ich bereit, die Freifläche zu opfern – fürs erste zumindest das geplante Abendessen auf ebendiesem.

Doch dabei sollte es nicht bleiben. Denn die junge Amsel konnte sich offensichtlich nur hüpfend fortbewegen. Verletzt schien sie nicht, und auch sonst machte sie einen putzmunteren Eindruck. Doch was nun? Speis‘ (Körner) und Trank (Wasser) lehnte der Vogel undankbar ab. Wir warteten. An dem Abend und am nächsten Tag bewegte sich das Tier kein Stück.

In der Zwischenzeit nannten wir ihn "blöder Björn" und machten uns vom Büro aus Gedanken, wie wir den gefiederten Feind je wieder loswerden könnten. Eine Kollegin riet mir, die Tierrettung zu rufen. Sie habe das auch schon mal überlegt, als sie in Schönbrunn einen Kakadu fand, der ihrer Meinung nach aus dem Zoo ausgebüxt sein musste; am Ende war es ein Wellensittich, der seinen "Rettern" davonflog und nie mehr gesehen ward.

Rat von Freunden

Zum Glück zählen zu meinem Bekanntenkreis auch zwei leidenschaftliche Vogelbeobachter. Sie rieten, abzuwarten. Das taten wir und bauten alle möglichen Leitern aus Hockern, Besenstangen und Blumentöpfen, um dem Vogel zumindest ein hüpfendes Entkommen über das Balkongeländer zu ermöglichen. Am nächsten Tag war er immer noch da.

Wir gaben uns und ihm also ein paar letzte Stunden. Und just als wir an dem Abend heim kamen und unseren Balkon bereits als für immer verloren ansahen, war er weg, der nun nicht mehr so blöde Björn. Und ich war fast ein bisschen traurig. (Bernadette Redl, 31.7.2020)