Strache freute sich über ein "NEUES" Medium, in dem "alles berichtet werden" kann.

Foto: APA/Hochmuth

Journalisten seien die größten Huren auf dem Planeten, sagte der damalige FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache 2017 auf Ibiza. Mit einer Ausnahme: Krone.at-Chefredakteur Richard Schmitt. Mit diesem verstand sich Strache offenbar so gut, dass er später ein gemeinsames Medienprojekt aufsetzen wollte. Das zeigen Chatnachrichten auf Straches Smartphone, die von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) ausgewertet wurden.

Die Überlegungen intensivierten sich offenbar, nachdem im Mai 2019 das Ibiza-Video publik geworden war. Strache hegte darin im Gespräch mit der falschen Oligarchennichte Überlegungen, wie diese die "Kronen Zeitung" übernehmen könnte. Das kam bei der auflagenstärksten Zeitung des Landes nicht besonders gut an und schadete auch Schmitts Reputation beim eigenen Arbeitgeber. Vom Onlinechef wurde er zuerst per 1. Juli zum Leiter eines "Krone"-Streamingprojekts demontiert; am 31. Juli gab er seinen Abschied von der "großen alten Dame" bekannt. Danach begann er als Online-Chefredakteur bei Wolfgang Fellners "oe24.at".

"Aufgeschoben, aber nicht aufgehoben"

Aber auch das störte Strache nicht. "Auch nachdem Schmitt bereits mit 1. August 2019 als Chefredakteur bei "oe24.at" angefangen hatte, bezeichnete Strache das Projekt als 'aufgeschoben, aber nicht aufgehoben'", heißt es in dem Bericht der WKStA – seinen tatsächlichen Dienstantritt hatte Schmitt übrigens am 1. September 2019. In den Wochen zuvor hatten sich die Pläne intensiviert: Die beiden rechneten Geschäftsmodelle durch; Strache gab Schmitt Tipps, wie viel Gehalt dieser verlangen sollte (14.000 Euro). Auch über die Aufteilung von Anteilen wurde debattiert, Strache schlug vor, er und Schmitt hielten je 16 Prozent, ein oberösterreichischer Industrieller ebenso viele. Im September 2019 sollte das Projekt präsentiert werden.

Schmitt wollte offenbar auch eine Moderatorin von "Krone.at" zum neuen Projekt mitnehmen. Die Idee gefiel Strache nicht, weil er Verbindungen zu den mutmaßlichen Ibiza-Hintermännern erkannt haben wollte: "Baue Dir sonst eine andere attraktive Moderatorin auf :-)", empfahl er Schmitt.

Chatnachrichten zeigen, dass Schmitt und Strache zuvor unter Türkis-Blau in engem Austausch waren. Sie unterhielten sich etwa über den Kurs der Print-Krone.

"Strache pushen"

Die politische Berichterstattung unter Schmitt sorgte regelmäßig für Kritik an der Online-"Krone". "Wenn Strache einen normalen Bericht von uns auf Facebook teilt, dann merken wir, das haut die Quote auf das 1,5-Fache hoch. Und umgekehrt kriegt er natürlich auch mehr Traffic, wenn wir ihn pushen", sagte Schmitt einst zum Magazin "Fleisch".

Was sagt Schmitt, der nach wie vor als "Oe24.at"-Chef aktiv ist, zu den Überlegungen? Es sei "nix dran", er habe "in alle Richtungen Investoren für ein Medienprojekt" gesucht, so Schmitt – auch im Umfeld fast aller Parteien. "Ich habe zirka 50 Leute gefragt", so Schmitt zum STANDARD. Er habe schon immer mit dem Gedanken gespielt, sich selbstständig zu machen. Die Phase nach dem Ibiza-Video, als der Abschied von der Krone klar war, habe er genutzt, um das zu intensivieren. Hier sei auch Strache ins Spiel gekommen, als einer von vielen, die sich interessiert haben. Mit dem Wechsel zu "oe24.at" habe sich die Angelegenheit für Schmitt erledigt.

Der FPÖ-Chef hatte in Chats noch gehofft, dass man "bei der Online-Zeitung über wirklich jede Sauerei, gleich wo, berichten" könne. "Das wird etwas völlig NEUES! Alles wird berichtet werden können! Niemand kann intervenieren :-)", so Strache an Schmitt im Juli 2019.

Strache an möglicher Teilnahme "interessiert"

Am Freitagabend reagierte auch Strache auf den Bericht: "Es war ein Medienprojekt, welches Herr Schmitt überlegt und mit etwa 50 Personen und möglichen Investoren darüber gesprochen hat", sagte der Ex-FPÖ-Chef zum STANDARD. "Ich war auch darunter und an einer möglichen Teilnahme interessiert." (Fabian Schmid, 31.7.2020)