Die Welt hat schon viele Krisen überstanden. Das ist die gute Nachricht. Die Corona-Pandemie bringt aber eine neue Dimension. Betroffen ist nicht mehr nur eine Branche oder ein Kontinent – wie das bei früheren Krisen oft der Fall war. Das Coronavirus zieht um die Welt und zeichnet eine Spur der Verwüstung. Diese Krise trifft alle – und zwar relativ zeitgleich. Sie verändert Arbeitsbedingungen, kostet Jobs, gestaltet das gesellschaftliche Zusammenleben neu, fordert die Politik.

All diese Fäden laufen auch in der Wirtschaftswelt zusammen. Wer Angst um seinen Job hat oder diesen schon verloren hat, hält sich mit Ausgaben zurück. Wer keine Teile mehr geliefert bekommt, dessen Produktion steht still. Wo keine Nachfrage mehr ist, füllen sich Lager und leeren sich Kassen. Der Lockdown, der im Kampf gegen eine weitere Ausbreitung des Virus ausgerufen wurde, hat das Wirtschaftsleben hart und massiv unterbrochen.

Der Lockdown hat das Wirtschaftsleben hart und massiv unterbrochen.
Foto: imago/Kosecki

Dieser zeitgleiche Angebots- und Nachfrageschock spiegelt sich in den zuletzt veröffentlichten Konjunkturzahlen gut wider. Im zweiten Quartal ist die Wirtschaftsleistung im Euroraum um 12,1 Prozent eingebrochen. In Deutschland waren es 10,1 Prozent, in Österreich 12,8 Prozent. In den USA 9,5 Prozent. Es ist ein weltweiter Konjunkturabsturz historischen Ausmaßes.

Doch das ist die Betrachtung der Vergangenheit. Das zweite Quartal liegt hinter uns, und wegen wochenlangen Lockdowns war fast klar, dass die Zahlen historisch schlecht aussehen werden. Die Frage ist jetzt: Wie geht es weiter? Notenbanken und Politiker haben proklamiert, alles tun zu wollen, um einen Absturz der Wirtschaft zu verhindern. "Koste es, was es wolle" – das waren die Worte von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am 18. März, zwei Tage nachdem Österreich in den Lock-down-Modus wechselte.

Wirtschaft am Tiefpunkt

Hilfspakete wurden rund um den Globus eiligst geschnürt, die Notenbanken drucken Geld. Selbst die Europäische Union hat sich dazu durchgerungen, erstmals gemeinsame Schulden aufzunehmen, um die wirtschaftliche Not in den Mitgliedsstaaten zu lindern.

Zeigt all das Wirkung? Jüngste Stimmungsindikatoren deuten zumindest darauf hin, dass die Wirtschaft im zweiten Quartal ihren Tiefpunkt erreicht hat und vom dritten Quartal an mit einer konjunkturellen Erholung zu rechnen ist. Das klingt gut. Es klingt nach Blick nach vorn gerichtet. Nach Hoffnung, nach Erlösung. Wenn da nicht das Virus wäre, das sich wieder ausbreitet und einen Teil der zurückgewonnenen Normalität – auch in der Wirtschaft – bedroht.

Wir werden mit dem Coronavirus möglicherweise noch lange leben müssen. Wir brauchen eine Lösung dafür, wie wir die Wirtschaft dennoch am Leben erhalten können. Hier ist die Fiskalpolitik gefordert. Sie muss zeigen, wie sie eine nachhaltige Konjunktur- und Wachstumspolitik in dieser historischen Krise auf die Beine stellt. Ein paar Gutscheine und Förderungen reichen nicht.

Es gilt weiterzudenken – an die Zeit der Erholung. Dafür braucht es Unternehmen, die Steuern abführen; also muss eine drohende Insolvenzwelle verhindert werden. Es braucht dann auch eine von wirtschaftlichen Ängsten weitestgehend befreite Gesellschaft, in der es genügend Jobs gibt, damit Konsumausgaben fließen. Das gelingt nur, wenn die Menschen jetzt spüren, dass sie in den harten Zeiten nicht alleingelassen werden. (Bettina Pfluger, 31.7.2020)