Die internationale Videoplattform wird von dem chinesischen Unternehmen ByteDance betrieben und ist den USA schon länger ein Dorn im Auge

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Einem Bericht von Reuters zufolge hat das chinesische Unternehmen ByteDance nun zugestimmt, die US-Operationen von TikTok vollständig zu verkaufen. So soll ein Deal mit dem Weißen Haus gerettet werden. US-Präsident Donald Trump hatte am Freitag bekannt gegeben, dass er beschlossen habe, die beliebte Kurzvideo-App zu verbieten. US-Behörden hatten Bedenken geäußert, dass das Onlinenetzwerk Nutzerdaten an die chinesische Regierung weitergibt.

Mit dem neuen Angebot von ByteDance werde laut Reuters geprüft, ob Trumps Drohung, TikTok zu verbieten, eine Verhandlungstaktik ist oder ob er wirklich beabsichtigt, gegen eine Social-Media-App vorzugehen, die täglich bis zu 80 Millionen aktive Nutzer in den USA hat.

ByteDance bereit zum vollständigen Verkauf an US-Unternehmen

Laut Reuters war ByteDance zuvor bestrebt, eine Minderheitsbeteiligung am US-Geschäft von TikTok zu halten. Dies wurde vom Weißen Haus abgelehnt. Im Rahmen des neuen Vertragsvorschlags würde ByteDance vollständig aus dem Unternehmen ausscheiden und Microsoft würde TikTok in den USA übernehmen, so heißt es von nahestehenden Quellen.

Einige ByteDance-Investoren mit Sitz in den USA könnten die Möglichkeit erhalten, Minderheitsbeteiligungen an dem Geschäft zu übernehmen, fügten die Quellen hinzu. Etwa 70% der externen Investoren von ByteDance kämen aus den USA. Das Weiße Haus lehnte es ab, sich dazu zu äußern, ob Trump das neue Angebot von ByteDance akzeptieren würde.

Nach dem neuen Vorschlag von ByteDance werde Microsoft für den Schutz aller US-Benutzerdaten verantwortlich sein, so die Quellen zu Reuters. Der Plan erlaube auch, dass ein anderes US-amerikanisches Unternehmen als Microsoft TikTok in den USA übernehmen könne. Microsoft hat auf eine Anfrage von Reuters nicht geantwortet.

Tiktoks US-Managerin dankt Unterstützern

Vanessa Pappas, US-Managerin von TikTok, sagte am Samstag in einem Video, dass "wir nicht vorhaben, irgendwohin zu gehen" und dass das Unternehmen "auf lange Sicht" in den USA bleiben werde. Auch unterstrich Pappas, dass TikTok in den USA 1.500 Mitarbeiter beschäftige und plane, weitere 10.000 Stellen zu schaffen. Mit einem eine Milliarde Dollar großen Fond würde man US-Nutzer, die Inhalte produzieren, fördern und finanzieren.

TikTok versichert zudem, es gehe der Plattform um kreative Inhalte, bei der "Privatsphäre und Sicherheit" geschützt würden. "TikTok wird nicht in China angeboten", erklärte eine TikTok-Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur am Samstag. Die chinesische Regierung habe keinen Zugriff auf Nutzerdaten und habe dies auch nie verlangt. Die Nutzerdaten würden in den USA gespeichert und verarbeitet.

Verbot in Indien

Wegen des Argwohns im Ausland bemüht sich ByteDance, seine internationale Plattform von der chinesischen Version zu trennen. Nur in Hongkong war TikTok selbst aktiv, doch wurde die Plattform nach der Verkündung des umstrittenen neuen Sicherheitsgesetzes aus der Sonderverwaltungszone zurückgezogen.

Bereits Ende 2019 hatte Washington US-Militärangehörigen untersagt, die TikTok-App auf Dienst-Smartphones zu nutzen. Doch nicht nur in den USA spürt TikTok Gegenwind. In Indien, das sich mit China jüngst Grenzscharmützel lieferte, wurde die Plattform schon verboten. Das Nachbarland Pakistan sperrte die Videoplattform Bigo und warnte TikTok vor dem Angebot unmoralischer oder vulgärer Inhalte. Jüngst war TikTok auch wegen der Verbreitung von rechtsextremen und antisemitischen Inhalten in die Kritik geraten.

Kritik aus China

Die chinesische Regierung kritisiert das Vorgehen Washingtons. "Die USA stellen eine Schuldvermutung auf und drohen chinesischen Unternehmen ohne Grund", hatte Außenamtssprecher Wang Wenbin am Donnerstag in Peking erklärt. Die USA sollten allen Marktteilnehmern ein "offenes, gerechtes und nicht diskriminierendes Umfeld" bieten.

TikTok beteuert, zu keinem Zeitpunkt Nutzerdaten an die Regierung in Peking weitergegeben zu haben und dies auch nicht zu tun, sollte das Unternehmen dazu aufgefordert werden.

Fast eine Milliarde Nutzer

In den USA wurde TikTok zuletzt durch das Committee on Foreign Investment (CFIUS) überprüft. Trump hatte zuvor bereits angedeutet, dass er sich den Onlinedienst anschauen und möglicherweise verbieten werde. "Vielleicht tun wir auch andere Dinge", sagte der US-Präsident weiter. Es gebe viele Optionen.

TikTok ist vor allem bei jungen Menschen beliebt und hat weltweit fast eine Milliarde Nutzer. Die Videoplattform entstand 2017 durch die Zusammenlegung mit der Mitsing-App Musical.ly, die mit einer Lippensynchronisierungsfunktion für selbstgedrehte Videos erfolgreich wurde. (APA, Reuters, red 1.8.2020)