Wien– 9:0 für Ried, 6:1 für Verfolger Austria Klagenfurt: Im Kampf um den Aufstieg in die Fußball-Bundesliga gab am Freitagabend heftige Torlawinen. Dass der Floridsdorfer AC im Innviertel derartig unterging, stieß vor allem in Kärnten auf Unverständnis. FAC-Geschäftsführer Christian Kirchengast im Gespräch über Vorwürfe und Lachnummern.

Der Rieder Julian Klaus Wießmeier spaziert durch die Floridsdorfer Abwehr.

Standard: In Klagenfurt wird dem FAC vorgeworfen, dass er mit Marco Sahanek den Top-Spieler vor Saisonende in den Urlaub entlassen hätte. Ist das nicht tatsächlich unüblich?

Kirchengast: Auf Urlaub ist Herr Sahanek nicht. Er ist auf Malta, das stimmt. Er hat im Zuge der Vertragsverlängerung gebeten, sich dort noch andere Angebote anhören zu können. Dem haben wir zugestimmt. Die Coronakrise hat unsere finanzielle Situation nicht verbessert, wir tun uns nicht leicht mit den Gehältern.

Standard: Viele Beobachter wundern sich über das Spiel in Ried. Die höchste Saisonniederlage des FAC fiel mit drei Toren Differenz aus. Was ist am Freitag passiert?

Kirchengast: Die Spieler am Platz waren nicht anwesend. Es war ein lustloser Auftritt. Die Einstellung hat gefehlt, es hat an Kampf gefehlt, es war unprofessionell, so kann man und darf man nicht auftreten. Ich bin auch bestürzt. Wäre es aber fünf Runden vorher passiert, würden die Wogen nicht so hoch gehen. Dann wären wir wahrscheinlich nur eine Lachnummer. In den letzten Runden gab es immer wieder hohe Ergebnisse.

Standard: Es war ein Match auf schiefer Ebene. Das Heimspiel gegen Ried ging nur 1:2 verloren.

Kirchengast: Es war auch ein ungünstiger Spielverlauf. Nach zehn Minuten wird uns ein Elfer verwehrt, im Gegenzug wird einer gepfiffen. Aber ja, wir haben die Anfangsphase komplett verschlafen. Ried hat uns überrannt, das Aufbäumen hat gefehlt, irgendwann kommt man in einen Abwehrstrudel.

Standard: Vor dem Spiel hat man den Riedern einen heißen Tanz angesagt. Wie ist nun die Stimmung im Verein?

Kirchengast: Es herrscht eine unglaubliche Fassungslosigkeit. Wir können kaum glauben, was da passiert ist. Wir versuchen das Ganze in Ruhe zu analysieren. Dann blicken wir in die Zukunft und ziehen unsere Lehren. Der Charakter der Spieler ist wichtig, aber das ist keine große Neuigkeit.

Standard: Hat der Verein bereits das Gespräch mit den Spielern gesucht?

Kirchengast: Es wird natürlich Gespräche mit den Spielern geben. Bei manchen ist der Vertrag ohnehin ausgelaufen. Wir werden uns bei der Kaderplanung über die Einstellung der Spieler Gedanken machen.

Standard: In einer Aussendung des FAC hieß es, sie müssten sich nun "vehement gegen diverse kursierende Vorwürfe wehren". Wie wollen Sie das anlegen?

Kirchengast: An mich ist niemand herangetreten, das kann ich mit ruhigem Gewissen sagen. Wenn es anders ausgegangen wäre, würden die Vorwürfe Richtung Innsbruck gehen. Ich habe kein Verständnis dafür. Dass die Optik eigenartig ist, lässt sich aber nicht leugnen.

Standard: Blicken wir in die Zukunft: Wie geht der FAC die kommende Saison an? Wie angespannt ist die finanzielle Situation?

Kirchengast: Natürlich müssen auch wir sparen. Die Coronakrise trifft alle Vereine, die nächste Saison wird für den ganzen Fußball eine Herausforderung. Wir versuchen unter den gegebenen Umständen die bestmögliche Mannschaft zusammenzustellen. Wir wollen uns nach oben orientieren, unser Ziel ist ein einstelliger Tabellenplatz. (Philip Bauer, 2.8.2020)

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