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Iris Berben feiert 70. Geburtstag.

Foto: Reuters / FABRIZIO BENSCH

Wien – Sie gehört zu den beliebtesten Fernsehgesichtern des deutschen Sprachraums – mal albern, mal dramatisch, oftmals cool und immer wieder selbstironisch: Iris Berben. Am 12. August feiert die Schauspielerin nun 70. Geburtstag – und davor im Kreise von zahlreichen Österreichern mit der ORF-Koproduktion "Nicht tot zu kriegen", die am Mittwoch (5. August) ab 20.15 Uhr in ORF 2 zu sehen ist.

Der Titel ist hier Programm, und wohl nur wenige Schauspielerinnen hätten die Coolness, ihren runden Geburtstag uneitel als gealterte Diva mit einem klaren Hang zum Alkohol zu begehen. Allerdings liegen bei der einstigen Filmikone Simone Mankus (Berben) auch die Nerven blank, wird sie doch seit Wochen von einem Stalker belästigt, der ihr zugerichtete Barbiepuppen schickt und sie zu beobachten scheint. Er wirft ihr in seinen Drohbriefen das Alter vor und will sie von einem geplanten Comeback in Form eines Konzertes abhalten. Da die Polizei sich für nicht zuständig erklärt, heuert die Schauspielerin zu ihrem Schutz eine Sicherheitsfirma an – die den wortkargen Ex-Polizisten Robert Fallner schickt, gespielt vom österreichischen Shootingstar Murathan Muslu.

Komplizierte G'schicht

Der leidet darunter, bei einem Einsatz einen 18-jährigen Dealer (Mohamed Issa) erschossen zu haben. Aber ungeachtet seiner eigenen Dämonen, nimmt Fallner den Fall ernst und ermittelt in der schillernden Vergangenheit der Mankus nach ihrem gewaltbereiten Verehrer. Ins Fadenkreuz gerät unter anderem der einstige Liebhaber Jimmy Lanz (gespielt vom ehemaligen "Jedermann"-Einspringer Philipp Hochmair), der mit Simones Sohn und Manager Jonas (Barnaby Metschurat) befreundet ist. Die Falle, die Fallner dem potenziellen Attentäter stellt, geht jedoch schief, und der Konzerttermin rückt immer näher.

Für "Nicht tot zu kriegen" wurde von Regisseurin Nina Grosse, die mit Iris Berben bereits bei "Die Protokollantin" zusammengearbeitet hatte, Franz Doblers Roman "Ein Schlag ins Gesicht" adaptiert. Dabei wurde der Ex-Pornostar im Buch für die Fernsehfassung zur Schauspielerin umgemodelt. Berbens Simone Mankus ist ein Kind der Münchner Schickeria der 60er und 70er Jahre. Sie hat durchaus Humor, ist aber letztlich in der Vergangenheit steckengeblieben.

Fiktion und Realität verschmelzen

Bewusst lassen die Filmemacherinnen Fiktion und Realität verschmelzen, weist doch die Figur der Mankus viele Parallelen zu Berben auf, was noch durch eingestreute Ausschnitte aus Werken mit der jungen Berben unterstrichen wird. Klassiker wie "Supergirl" von Rudolf Thome, "Frau Rettich, die Czerni und ich" von Markus Imboden oder "Stehaufmädchen" von Willy Bogner lassen vergangene Zeiten anklingen. Muslu und Hochmair sind dabei nicht die einzigen Österreicher, die sich zu dieser Feier einer Karriere einstellen. Marianne Mendt darf die versoffene Kneipenwirtin Emmi Maurer geben, Jacques Breuer ihren Sohn und Johannes Zeiler Muslus-Bruder Hans Fallner.

Dabei lebt "Nicht tot zu kriegen" von seinem Spiel mit den Klischees, die er bedient, aber mit einem Augenzwinkern auch stets dekonstruiert. Berben ist die prototypische alte Diva mit Pelzmantel und Champagnerflasche, Muslu der gewohnt wortkarge, gesichtsmuskelschonend agierende Ermittler. Und doch entfaltet dieses scheinbar so ungleiche Paar einen ungewohnten Charme. So erzählt der Film nebst allem Humor auch vom Scheitern und Wiederaufstehen, vom Altern und Stehenbleiben, wobei gerade letzteres nie Berbens Sache war.

So enthüllt auch "Nicht tot zu kriegen" eine neue Facette der Künstlerin: Iris Berben ist eine überraschend gute Sängerin. Schließlich haben die beiden Musikerinnen Andreya Casablanca und Laura Lee der Band Gurr einige im Verlauf der Narration gemeinsam mit Berben intonierte Lieder geschrieben. Und das Konzept geht auf. Das Betätigungsfeld für die Jubilarin bleibt also auch in Zukunft breit. (Martin Fichter-Wöß, APA, 3.8.2020)