Martin Freeman tadelt den Nachwuchs in "Breeders".

Foto: Sky

Es gibt Situationen, da hilft einfach nichts. Kein gutes Zureden, keine Schlichtungsversuche, alle Appelle an Verstand, Vernunft, Ruhe, Gelassenheit kann man dann in den Wind jagen. Und gute Vorsätze sowieso. Als Vater Paul die Treppen hochsteigt, um nachzuschauen, woher der Lärm aus dem Kinderzimmer kommt, hat er noch welche: ruhig bleiben, nicht brüllen. "Rede mit ihnen, mach es besser, Paul." Der Versuch misslingt, das Ergebnis war vorhersehbar: Die Kinder plärren, der Vater fühlt sich schlecht.

Schlaflose Nächte, peinliche Unfälle, die in der Notaufnahme bei skeptischen Ärztinnen enden, snobistische Elternrivalen, die sich gleichzeitig in das wenige Glück einmischen – was soll man angesichts dieser Flut an Misslichkeiten machen? Paul und Ally haben in der zehnteiligen Serie "Breeders", ab Dienstag auf Sky, ein Rezept, das sich zumindest für sie bewährt hat: Sie fluchen.

Nicht jugendfreie Ausdrücke

Durchwegs nicht jugendfreie Ausdrücke begleiten die erzieherischen Maßnahmen dieser Eltern. Dazu kommen allerlei komische Störeinflüsse, zum Beispiel Großelternbesuche: Allys Mutter interessiert sich für nahezu alles, außer für deren Kinder, Pauls Eltern sind lieb, aber anstrengend. Aber das ist noch nichts gegen Allys Schwiegervater (Michael McKean), der gekommen ist, um zu bleiben. Mit seinem kreativen Geist macht er bei seinen Kindern Eindruck. Erklärungen, wonach Hausaufgaben unnütz sind, enden dort, wo in dieser Familie alles endet: beim Fluchen. "Weißt du, wie es ist, wenn man den Verstand verliert?", fragt Paul während einer weiteren schlaflosen Nacht, in der die Dinge einmal mehr eskalieren, weil die Kinder Erklärungsbedarf für alles Mögliche haben. "Ja, es kommt schonungslos fast jeden Tag", antwortet Ally.

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Besonders wegen der Nebenfiguren und des Spagats zwischen Anspruch und Realität ist "Breeders" witzig. Paul und Ally sind zwar keine Helikoptereltern, dafür fluchen sie eindeutig zu viel. Im Generationenkampf offenbart sich aber, wie sich die Erwartungen der Gesellschaft an die Eltern verändert haben. Diese Generationsunterschiede werden mithilfe von Rückblenden und schnellen Schnitten geschickt ausgelotet.

Fordernde Themen rund ums Kinderkriegen und -haben

"Breeders" folgt einer Reihe von Comedys, die sich mit herausfordernden Themen rund ums Kinderkriegen und -haben befassen und an Orte gehen, wo es wehtut. "Catastrophe" von und mit Sharon Horgan und Rob Delaney berührt Depression und Alkoholismus im Familienleben. "Motherland", das von Horgan mitgestaltet wurde, findet Komik im Haifischbecken der Mütter, die vor den Schultoren auf ihre Kinder warten. Die australische Serie "The Letdown" zeigt eine Mutter, die sich für einen Abbruch ihrer zweiten Schwangerschaft entscheidet. "Smilf" stellt die Nöte alleinerziehender Mütter dar.

Freemans Paul ist oft erschrocken über die Tiefe seiner frustrierten Wut und seiner Kraftausdrücke, wenn er seine Kinder nicht dazu bringen kann, das zu tun, was er von ihnen braucht. Ally dagegen handelt mit felsenfester Resignation. Glück ist in so einer Situation keine Kategorie: "Wer ist schon glücklich mit zwei Kindern unter sieben?", fragt Ally. Eben. (Doris Priesching, 4.8.2020)

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